Displays zum Anfassen

Touchscreens sind in, auch auf der Display Week 2008. Dort dürfen die Besucher an Riesenschhirmen Jeff Han nacheifern.

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Anders als noch im vergangenen Jahr gehören Touch-Displays auf der diesjährigen Display Week der SID bei fast allen großen Herstellern zum guten Ton. Und die Messebesucher dürfen nun auch selbst Hand anlegen und sich wie Jeff Han fühlen – was auch eifrig genutzt wird. So kann man am Stand von Samsung etwa virtuell Bilder sortieren oder Puzzeln und bei LG die Welt mit Google ins Rotieren bringen. Dort gibt’s auch gleich eine Anleitung, welche Handbewegungen welche Aktionen auslösen. Die Software haben die Hersteller nach eignen Angaben selbst entwickelt; die Touchtechniken an sich sind häufig nichts Neues. So werden die Handbewegungen bei den größeren Displays meist mit von zwei bis vier am Displayrand integrierten Infrarotsensoren erkannt. Solche Systeme funktionieren unabhängig von der Displaytechnik, es muss lediglich eine bruchsichere Frontscheibe am Panel befestigt werden.

Displays zum Anfassen (10 Bilder)

Bei Samsung dürfen sich die Messebesucher wie Jeff Han fühlen…

Bei resistiven Touchscreens, die eher für kleinere bis mittelgroße Displays genutzt werden, mindert die Glasfront die Bildqualität. Für solche Bildschirmgrößen hat die Firma F-Origin eine Lösung parat, bei der analoge Sensoren (beim gezeigten Prototypen beispielsweise Piezoelemente) in den Displayecken die Kraftdifferenz messen, die durch Druck auf einen beliebigen Punkt auf der Displayoberfläche ausgelöst wird. Dabei ist es unerheblich, womit der Druck ausgeübt wird, man kann also einen (beliebigen) Stift nehmen oder auch die Finger. Zusätzlich zur Positionsbestimmung können die Sensoren die Stärke der Kraft auswerten, wodurch am Touchdisplay in einem Zeichenprogramm je nach Druck unterschiedlich dicke Strichstärken möglich sind.

Das Prinzip dieser Druckerfassung hatte IBM bereits in den 1970er-Jahren entwickelt, es aber nie zur Serienreife gebracht. Grund waren die Probleme bei der Auswertung von Bewegungen lateral zum Schirm, die von den vier Sensoren nicht ohne Weiteres als punktueller Druck auf das Display erkannt wurden. Dieses Problem will die Firma F-Origin jetzt gelöst haben. Da die gesamte Steuerelektronik hinter dem Display liegt, leidet die Bildqualität nicht unter dem Touchscreen. F-Origin glaubt, dass ihre Tochscreens deutlich kostengünstiger sind als andere Techniken.

Touchscreens als Bedienoberfläche für alltäglich genutzte Geräte und Gadgets sind erst mit Apples iPhone so richtig ins allgemeine öffentliche Bewusstsein gedrungen: Es gibt die Techniken zwar schon viel länger, doch erst die am iPhone demonstrierten Möglichkeiten des sogenannten Multitouch konnte die Anwender begeistern. Nun sollen zunehmend Handys und Multimediaplayer mit Touchscreens ausgestattet werden. Die Analysten von iSupply rechnen damit, dass sich der Touchscreen-Markt von 2008 auf 2012 mehr als verdoppeln wird. In diesem Jahr sollen weltweit 341 Millionen Touchoberflächen verbaut werden und rund 3,4 Milliarden US-Dollar einspielen. Bis 2013 sollen die Stückzahlen bereits auf 833 Millionen anwachsen, wobei laut iSupply insbesondere kapazitive Touchtechniken, wie sie das iPhone nutzt, im Kommen sind. Derzeit werden vornehmlich resistive Touchscreens genutzt, weil diese Technik die kostengünstigste ist. Interessant, wenn auch nicht ganz billig, sind indes auch Touchdisplays, bei denen die Sensorik direkt auf Pixelebene integriert ist. (uk)