E-Mail-Wurm mobilisiert die G8-Industriestaaten

Ein Treffen der in der G8-Gruppe vereinten Industriestaaten berät ab Montag über Maßnahmen gegen Computer-Kriminalität.

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Von
  • Ralf E. Krüger
  • dpa

Die Worte "I love you" werden unsichtbar, aber dennoch spürbar ab diesem Montag über einer der bedeutendsten internationalen Konferenzen gegen Computerverbrechen in Paris stehen. Denn die weltweite Attacke mit dem Liebesbrief-Wurm unterstreicht einmal mehr die Notwendigkeit einheitlicher Gesetze und enger internationaler Zusammenarbeit im Kampf gegen Computerverbrechen. Die in der G8-Gruppe vereinten wichtigsten Industrieländer sowie Russland wollen daher auf der Konferenz mit dem umständlichen Titel "Dialog zwischen den Behörden und dem Privatsektor über Sicherheit und Vertrauen im Internet" Mittel und Wege zur Eindämmung der Computer-Sabotage suchen.

Das dreitägige "Cybercrime"-Treffen in Paris, das Frankreichs Innenminister Jean-Pierre Chevenement am Montag im Konferenzzentrum an der Avenue Kleber eröffnen wird, soll nach dem Willen der Organisatoren eine Art Weltgipfel gegen die Kriminalität im Internet werden. In den meisten Ländern kennt bisher das Strafgesetz kaum Bestimmungen gegen Computer-Kriminalität – erst recht nicht, wenn sie aus dem Ausland kommt. Die in Paris teilnehmenden Diplomaten, Richter, Polizisten und Industrielle wollen sich daher auf einheitliche, gemeinsame Strategien festlegen. Allerdings gibt es bisher bei Europäern und Amerikanern noch abweichende Meinungen.

Denn wenn sich auch alle einig sind, dass das Übel wirksam bekämpft werden muss, so gibt es doch auch Sorgen, dass im Überschwang das Kind mit dem Bade ausgeschüttet werden könnte und der Datenschutz auf der Strecke bleibt. "Die amerikanischen Polizei- und Justizstellen möchten gerne superschnelle Reaktionskräfte gegen die Informatik-Kriminalität einsetzen, eine Art Cyber-Polizei", sagte ein französischer Diplomat vor dem Treffen. "Wir Europäer möchten lieber die gewohnten legalen Wege beibehalten, die auch weiterhin einen hohen Schutz des Privatlebens ermöglichen." Er hält das Risiko für hoch, dass ähnlich wie bei den Steueroasen in einigen Ländern Internet-Oasen entstehen könnten und dort Vergehen, die woanders bestraft würden, straffrei bleiben. Denn bisher gibt es für Ermittler noch immer juristische Probleme, wenn sie etwa versuchen, übers Internet schnell in ausländische Datenbanken zu gelangen.

Das Treffen in Paris dient daher vorerst nur der Orientierung und Absprache. Eine gemeinsame Abschluss-Erklärung steht gar nicht erst auf dem Programm. Die Ergebnisse der Expertenkonferenz sollen allerdings den Staats- und Regierungschefs der G8-Gruppe bei ihrem nächsten Treffen Ende Juli auf der japanischen Insel Okinawa vorgelegt werden. (Ralf E. Krüger, dpa) (jk)