EU-Kommission: Übernahme des Roomba-Herstellers iRobot durch Amazon wackelt

Amazon könnte mit dem Roomba-Kauf den Saugbot-Wettbewerb mindern, fürchtet die EU-Kommission. Sie will verhindern, dass Amazon seine Online-Dominanz ausbaut.

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(Bild: Ioan Panaite/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Die EU-Kartellwächter werden die geplante Übernahme des Roomba-Herstellers iRobot durch Amazon für rund 1,7 Milliarden US-Dollar nicht ohne Weiteres durchwinken. Die EU-Kommission hat am Donnerstag angekündigt, dass sie den Deal zwischen den beiden US-Konzernen eingehend nach der Fusionskontrollverordnung untersuchen wird.

"Amazon ist sowohl ein Online-Marktplatz als auch ein Einzelhändler", begründete Margrethe Vestager, die für Digitales und Wettbewerb zuständige Kommissionsvizepräsidentin, den Schritt. "Wir befürchten, dass Amazon diese Doppelrolle durch die Übernahme von iRobot ausnutzen könnte, um Wettbewerbern von iRobot den Zugang zu seinem Marktplatz zu verwehren."

In einem ersten kursorischen Prüfverfahren kamen der Kommission zahlreiche wettbewerbsrechtliche Bedenken. Der Online-Handelsriese könnte demnach nach dem Zusammenschluss etwa in der Lage sein, die Konkurrenz auf dem Markt für die Herstellung und Lieferung von Saugrobotern zu beschränken. Verhindert werden müsste etwa, dass Amazon die von iRobot erhobenen Daten nutzt, um seine Stellung als führender Online-Marktplatzanbieter weiter zu stärken.

Das E-Commerce-Angebot von Amazon ist laut der Kommission ein besonders wichtiger Absatzkanal für Saugroboter in mehreren EU-Staaten. Der Konzern könnte so in die Lage versetzt werden und den Anreiz haben, Wettbewerber von iRobot von den eigenen Verkaufskanälen auszuschließen. Denkbar sei etwa die bevorzugte Anzeige von Roombas sowohl in den Ergebnissen der nicht bezahlten Suche als auch in dortigen Anzeigen.

Dazukommen könnten weitere Abschottungsstrategien wie das Kassieren erhöhter Kosten für die Werbung von Konkurrenten. Dies dürfte mittelfristig "zu höheren Preisen, geringerer Qualität und weniger Innovation für die Verbraucher führen". Amazon könnte Wettbewerber der Brüsseler Regierungsinstitution zufolge ferner daran hindern, auf Programmierschnittstellen (APIs) des eigenen Sprachassistenten Alexa zuzugreifen, oder ihnen die "Works with Alexa"-Zertifizierung (WWA) verwehren.

Der Roomba-Fabrikant sammele zudem viele – teils bereits auf Facebook gewanderte – Daten über die Nutzer selbst und ihre Wohnräume, hat die Kommission festgestellt. Informationen über Drittparteien kämen dazu. Diese könnten Amazon zusammengenommen einen wichtigen Vorteil bei Online-Marktplatzdiensten für Drittverkäufer sowie andere datenbezogenen Services verschaffen. So wäre es etwa möglich, die Suchergebnisse und Werbeanzeigen auf dem eigenen Portal besser zu platzieren oder Werbung stärker zu personalisieren und gezielter auszurichten.

Die Kommission will die Auswirkungen des Vorhabens nun eingehender unter die Lupe nehmen und dabei auch eng weiterhin mit anderen Wettbewerbsbehörden zusammenarbeiten, die auch bei der ersten Inspektion schon beteiligt gewesen seien. Spätestens am 15. November muss dann ein Beschluss zu dem angemeldeten Kauf erfolgen. Ein Amazon-Sprecher betonte, man arbeite in dem Prozess weiterhin eng mit der Kommission zusammen, um alle Fragen zu beantworten. iRobot sei "einer intensiven Konkurrenz durch andere Staubsaugeranbieter" ausgesetzt, biete aber "praktische und einfallsreiche Produkte" an. Die britische Wettbewerbsbehörde hat den Deal bereits genehmigt, die US-Kartellwächter prüfen noch.

(dahe)