IFIP: Eine Ethik für Informatiker

Der Code of Ethics and Professional Conduct des internationalen Informatikverbandes IFIP liefert konkrete Ethik- und Verhaltensregeln für Informatiker.

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(Bild: IFIP Code of Ethics and Professional Conduct)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Ariane Rüdiger
Inhaltsverzeichnis

Machtgewinn bedeutet mehr Verantwortung und damit die Notwendigkeit, sich an ethischen Regeln und Verhaltensweisen zu orientieren. Nichts belegt die gestiegene gesellschaftliche Bedeutung der Informatik besser, als dass die International Federation of Information Processing (IFIP) jetzt einen Code of Ethics and Professional Conduct formuliert hat. Er lehnt sich an ähnliche, 2018 veröffentlichte Regeln der Association of Computing Machinery (ACM) an.

Das Regelwerk besteht aus einer Präambel und vier großen Regelblöcken. Sie befassen sich mit grundlegenden ethischen Prinzipien, beruflichen Verantwortlichkeiten, Führungsprinzipien und der Verpflichtung, die Regeln zu befolgen und weiterzuentwickeln.

Die Präambel legt das Gemeinwohl als oberstes Handlungsprinzip fest. Zu den grundlegenden ethischen Prinzipien gehört, zum menschlichen und gesellschaftlichen Wohlbefinden beizutragen. Das schließt den Erhalt der natürlichen Umwelt ein und verpflichtet dazu, nachhaltige Verhaltensweisen zu entwickeln.

Schaden sollen Informatiker möglichst nicht anrichten, sie sollen die Wahrheit sagen und vertrauenswürdig sein, auf Fairness und Diskriminierungsfreiheit achten, kreative Leistungen achten und Urheberrechte ebenso respektieren wie die Privatsphäre, Vertraulichkeit und den Datenschutz – hier klingt das Regelwerk beinahe wie aus der DSGVO und ihrer Begründung abgeschrieben.

Zu den beruflichen Verantwortlichkeiten rechnet der Code das Streben nach hoher Arbeitsqualität, professionellem Verhalten, den Respekt vor bestehenden Regeln außer bei deren Widerspruch zu ethischen Grundwerten – Whistleblower sollen, so das Regelwerk, zunächst den üblichen Berichtsweg wählen. Brechen sie Regeln, um unethisches Verhalten offenbar zu machen, tragen sie die Verantwortung für ihr Verhalten.

Informatiker sollen ihre Arbeitsergebnisse durch Kollegen überprüfen lassen, nur sachgemäße, nicht von Eigeninteressen geleitete Expertisen zu Computern, Code und deren Risiken abgeben und nur da aktiv werden, wo sie auch kompetent sind. Außerdem sollen sie sich stetig weiterbilden, das Wissen der übrigen Gesellschaft über Informatik erweitern und Fehlurteile richtigstellen. Zugriffsbeschränkungen sollen beachtet und Systeme von Anfang an so sicher wie möglich implementiert werden.

Zu den Führungsprinzipien zählt der Code of Conduct, das Gemeinwohl bei allen Entscheidungen in den Mittelpunkt zu stellen, soziale Verpflichtungen anzuerkennen und als Einzelne sowie als Organisation zu erfüllen, ein humanes Personalmanagement sowie die Durchsetzung der Regeln auch im täglichen Betriebsgeschehen. Führungskräfte sollen Systeme vorsichtig und mit Augenmaß modifizieren und dabei auf Anwender Rücksicht nehmen, die die alte Technologie möglicherweise noch benötigen. Besondere Sorgfalt soll auf Systeme verwendet werden, die in gesellschaftliche Infrastrukturen integriert werden – hiermit ist wohl der sich gerade entfaltende IoT-Markt gemeint.

Bemerkenswert ist, dass der Code das Gemeinwohl statt den Firmengewinn in den Mittelpunkt stellt. Leider wurden die Verantwortlichkeiten gegenüber der natürlichen Umwelt nicht näher ausbuchstabiert, obwohl die Bewältigung von Klimakrise und IT-Schrott-Müllbergen bekanntlich drängende Probleme sind. Und Whistleblower werden durch die sehr zurückhaltend formulierte Passage zum Bruch bestehender Regeln, wenn sie ethischen Standards widersprechen, nicht gerade ermuntert.

(odi)