Elektroautos: Ausbau der Ladeinfrastruktur soll beschleunigt werden

Die öffentliche Ladeinfrastruktur für Elektroautos soll schneller als bisher ausgebaut werden, verspricht Bundesverkehrsminister Wissing.

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Renault Twingo Electric

Weit vorn liegt die Zahl der öffentlichen AC-Ladesäulen mit 22 kW.

(Bild: Renault)

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Bis zum 1. Januar 2030 sind es – Stand heute – noch 2631 Tage oder knapp 376 Wochen. So viel Zeit verbleibt, um die Pläne der Bundesregierung zum Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur für Elektroautos umzusetzen. Dann soll es deutschlandweit eine Million Ladepunkte geben. Davon sind wir aktuell weit entfernt. Die Bundesnetzagentur vermeldet auf ihrer Webseite, dass am 1. September 2022 insgesamt 68.275 Ladepunkte verfügbar waren.

Es lohnt sich, diese Zahlen etwas näher zu beleuchten: 57.231 Ladepunkte werden mit Wechselstrom betrieben, die übergroße Mehrheit davon mit 22 kW – nämlich 46.289. Die Zahl der Schnellladepunkte, zu denen alle DC-Säulen mit Ladeleistungen ab 50 kW gezählt werden, ist in den vergangenen 12 Monaten auf 11.044 angestiegen. Damit ist die Zahl der Ladepunkte insgesamt um 32 Prozent gewachsen. Zum Vergleich: Im September 2021 gab es insgesamt 51.614, von denen 44.111 mit Wechselstrom liefen, 7503 mit Gleichstrom. Prozentual wuchs die Zahl der Ladesäulen, die 150 bis 299 kW bereitstellen, mit einem Zuwachs von 126 Prozent am stärksten. Will die Bundesregierung ihr Ziel von einer Million Ladepunkte bis zum 1. Januar 2030 erreichen, müssen ab sofort pro Tag etwa 354 hinzukommen. Zur groben Orientierung: Zwischen September 2021 und 2022 waren es laut Bundesnetzagentur gut 45 pro Tag.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) will mit einem Maßnahmenpaket den Ausbau des Ladenetzes für Elektroautos vorantreiben. "Wir haben keine Zeit zu verlieren", sagte er. Für den erwarteten Hochlauf der E-Mobilität brauche es einen vorauslaufenden Aufbau von Ladestationen. Das Kabinett beschloss deshalb einen neuen Plan für einen beschleunigten Ausbau der Ladeinfrastruktur. Ziel sei ein flächendeckendes und nutzerfreundliches Ladenetz. Dazu sollen Hemmnisse abgebaut werden. Die E-Mobilität werde nur Akzeptanz finden, wenn das Laden so einfach wie das Tanken sei, argumentiert Wissing. Lücken müssten vor allem auf dem Land vermieden werden. Genau dort dürfte der Bedarf allerdings vergleichsweise gering sein. Denn in dörflicher Umgebung ist die Zahl derer, die sich eine private Ladeinfrastruktur aufbauen können, ziemlich hoch.

"Die Welt schaut auf uns", meint Wissing. Deutschland wolle wegen seiner starken Autoindustrie Leitmarkt für die E-Mobilität werden. So soll der Aufbau von Ladepunkten in Wohnvierteln oder an Tankstellen vorangetrieben werden. Der Plan sei mit der Wirtschaft sowie mit Ländern und Kommunen abgesprochen. Für die Umsetzung sind laut Wissing vom Bund 6,3 Milliarden Euro vorgesehen. Als schwierigste Aufgabe bezeichnete der Minister die Integration ins Stromnetz.

Kritik an den Plänen der Bundesregierung kam vom Hamburger Öko-Energieversorger Lichtblick. Der bemängelt, dass damit Monopole zementiert würden. In Großstädten seien bis zu 90 Prozent aller Ladesäulen in der Hand eines Anbieters, argumentiert Lichtblick. "Lokale Monopolisten kontrollieren die Preise und diskriminieren Wettbewerber. Der Masterplan liefert auf diese Herausforderung keine Antwort." Mit ihrer regionalen Dominanz hätten Stromanbieter die Wettbewerbsbedingungen in der Hand und damit neben den Ladebedingungen auch die Preisgestaltung. Die Folge sei, dass Kunden von Drittanbietern an derselben Ladesäule mitunter mehr als das Doppelte zahlten als jene des Betreibers. Drittanbietern müsse gegen ein angemessenes Entgelt ein diskriminierungsfreier Zugang zur Ladesäule ermöglicht werden, fordert Lichtblick.

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Für mehr Ladesäulen will sich auch das Europaparlament starkmachen. Die Mehrheit der Abgeordneten stimmte dafür, dass bis 2026 an den Hauptverkehrsstraßen alle 60 Kilometer eine Ladestation eingerichtet werden soll. Finanziell nochmals deutlich ambitionierter ist der Plan, bis 2028 alle 100 km eine Wasserstofftankstelle in Betrieb zu haben. Von einem solchen Netz ist man in Europa unterschiedlich weit entfernt. Deutschland und die Niederlande sind dabei am wenigsten schlecht aufgestellt. In Ländern wie Tschechien, Polen, Portugal oder Spanien ist derzeit nicht eine H2-Tankstelle in Betrieb, in Frankreich insgesamt ganze fünf. Für eine zuverlässige und flächendeckende Versorgung mit Wasserstoff wäre eine Milliarden-Investition notwendig, die nicht absehbar ist.

(mfz)