Europäische GPS-Konkurrenz wird teurer

In ihrem Bericht zur Halbzeit des Galileo-Projekts veranschlagt die EU-Kommission weitere 2 Milliarden Euro für die Fertigstellung des GPS-Konkurrenten.

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Von
  • Christian Kirsch

In ihrem Halbzeitbericht (PDF) zum europäischen Satellitennavigationssystem "Galileo" hebt die EU-Kommission den wirtschaftlichen Nutzen des Projekts hervor: Schon jetzt hingen pro Jahr rund 800 Milliarden Euro des EU-Bruttosozialprodukts von der Satellitennavigation ab, und der Markt wachse jährlich um 30 Prozent. Nach einer von der EU selbst durchgeführten Studie werde Galileo "in den nächsten 20 Jahren einen wirtschaftlichen und sozialen Nutzen in der Größenordnung von 60 bis 90 Milliarden Euro generieren." Allerdings, meint die Kommission, sei die Aussicht, mit dem Betrieb der Systeme direkte finanzielle Einnahmen zu erwirtschaften, für die EU äußerst gering. Selbst der ursprünglich für die Zivilluftfahrt entwickelte Dienst SoL (Safety of Life) werde langfristig keinerlei Einnahmen einbringen, da konkurrierende Angebote ebenfalls kostenlos sind.

Der von Galileo erwartete Nutzen rechtfertigt jedoch nach Ansicht der Kommission weitere Ausgaben: Zu den bisher vorgesehenen 3,4 Milliarden Euro sollen 1,9 Milliarden hinzukommen. Davon sind rund 1,2 Milliarden für die Fertigstellung der Weltrauminfrastruktur vorgesehen, 400 Millionen für "Unvorhergesehenes". Der jährliche Betrieb von Galileo wird mit 800 Millionen Euro veranschlagt. Dafür und für die höheren Startkosten müssten "angepasste Finanzierungsmechanismen" eingerichtet werden. Ursache für den Nachschlag seien unter anderem Mehrkosten in der Entwicklungsphase, Preissteigerungen bei den Trägerraketen und die mangelnde Konkurrenz bei einigen Arbeitspaketen.

Noch ist keiner der für den Betrieb erforderlicher Satelliten gestartet. Die ersten vier sollen in diesem und im nächsten Jahr in Betrieb gehen. Gebaut werden sie sowie zehn weitere von der Bremer Firma OHB. Wenn alles nach den Vorstellungen der EU-Kommission verläuft, geht Galileo 2014 in den Betrieb. "Die Genauigkeit und die Verfügbarkeit werden in diesem Stadium allerdings noch nicht optimal sein," schreibt die Kommission in ihrem Bericht. Insgesamt werde sich das Projekt um vier Jahre verzögern, 2019 soll die "Errichtungsphase" abgeschlossen sein. (ck)