Forscher: Immer mehr Hype in wissenschaftlichen Veröffentlichungen

Alles ist neuartig und erstaunlich, der Ton in wissenschaftlichen Veröffentlichungen hat sich seit 1974 deutlich verändert. Das geht zumindest aus einer Studie hervor, die Arbeiten nach positiven und negativen Wörtern durchsucht hat.

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Forscher: Immer mehr Hype an der Uni

Suche nach Fakten: Selbst in Filmen versuchten Forscher wie Professor Jones lange Zeit die Studenten auf die Wirklichkeit der Universität vorzubereiten.

(Bild: indianajones.wikia.com)

Lesezeit: 2 Min.

Das Bild des distanzierten, kalten Professors scheint der Vergangenheit anzugehören, glaubt man einer Studie von Forschern der University Medical Center Utrecht in den Niederlanden. Psychiater Christiaan Vinkers und seine Kollegen sind der Frage nachgegangen, wie sich der Ton in wissenschaftlichen Veröffentlichungen in den vergangenen vierzig Jahren verändert hat. Das Ergebnis: An der Universität gibt es eine immer positivere Stimmung.

Konkret untersuchten die Forscher die Titel und Abstracts von Veröffentlichungen und suchten nach 25 positiven Begriffen wie "neuartig", "erstaunlich" oder "beispiellos" und 25 negativen Wörtern wie "enttäuschend" oder "pessimistisch". Eine vollständige Liste bietet ein Artikel auf nature.com. Während 1974 nur 2 Prozent der untersuchten Arbeiten eines der positiven Wörter beinhaltete, waren es 2014 17,5 Prozent. Der Anstieg ist auf der anderen Seite deutlich geringer, negative Wörter stiegen im selben Zeitraum von 1,3 Prozent auf 2,4 Prozent an.

Es handelt sich dabei jedoch nicht um eine generelle Tendenz. In Büchern konnten die Forscher den Trend nicht nachvollziehen. Auch einen Anstieg von neutralen Wörtern und 100 zufällig ausgesuchten Begriffen konnten sie nicht beobachten. Laut Vinkers sei die offensichtliche Erklärung keine bessere Qualität der Arbeiten, vielmehr sei heute der Druck zu Veröffentlichen deutlich gestiegen. Entsprechend nähmen Hype und Übertreibungen zu. Vor allem das Wort "neuartig" (novel) hat es ihm angetan; würde die jetzige Rate beibehalten, scherzt der Forscher, dass es 2123 in jeder Veröffentlichung vorkommen würde. (fo)