"Genesis Market": Kriminelle Plattform nach "Abschaltung" weiter aktiv

Anfang April wurde der "Genesis Market" angeblich abgeschaltet. Weltweit wurden 119 Personen festgenommen. Ein Teil der Plattform ist aber längst wieder aktiv.

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Diese Warnung war auf dem im Internet abrufbaren Teil des "Genesis Market" erschienen

(Bild: BKA)

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Einen Monat, nachdem der "Genesis Market" im Rahmen einer internationalen Aktion von Strafverfolgern geschlossen wurde, ist ein Teil des Untergrund-Marktplatzes wieder online. Das berichtet die BBC unter Berufung auf Cybersecurity-Experten. Deren Beobachtungen zufolge war die Darknet-Variante der kriminellen Verkaufsplattform für gestohlene Zugangsdaten nur etwa zwei Wochen lang gestört, inzwischen würden die Administratoren wieder erbeutete Daten einstellen. Die Chefs des "Genesis Market" sind demnach wohl weiterhin auf freiem Fuß, wirklich stillgelegt wurde lediglich die im normalen Internet zugängliche Kopie der Verkaufsplattform. Laut der BBC stockt außerdem das juristische Prozedere gegen die festgenommenen Personen.

Der "Genesis Market" war im Rahmen der international koordinierten "Operation Cookie Monster" eigentlich abgeschaltet worden, hatte unter anderem das Bundeskriminalamt erklärt. Insgesamt 119 Personen wurden festgenommen und 208 Wohnungen durchsucht. Wirklich getroffen hat die zwischen 17 Staaten koordinierte Aktion aber lediglich den direkt im Internet abrufbaren Teil der Verkaufsplattform, auf dem im Darknet war es nur eine Weile still. Die Administratoren und die technische Infrastruktur waren laut Cyril Noel-Tagoe von der Cybersecurity-Firma Netacea blieben von der Aktion unbeeinflusst. Immerhin gebe es aber Hinweise darauf, dass die Aktivität deutlich zurückgegangen ist, die meisten dürften sich nun zweimal fragen, ob sie noch auf der Plattform einkaufen.

Dass bei der großangelegten Operation nicht der gesamte "Genesis Market" abgeschaltet wurden, sondern nur ein Teil, war aus den Mitteilungen der beteiligten Strafverfolgungsbehörden nicht ersichtlich. Der BBC gegenüber hat jetzt etwa das FBI lediglich versichert, weiterhin daran zu arbeiten, dass "Nutzer, die einen Dienst wie den 'Genesis Market' benutzen, zur Verantwortung gezogen werden". Die britische National Cyber Crime Unit habe versichert, dass die Menge des darauf angebotenen Materials signifikant kleiner geworden sei und das Vertrauen von Kriminellen in die Plattform gestört wurde. Ob das aber nur kurzfristig sei, oder auch auf Dauer so bleiben werde, sei unklar, ergänzten die von der BBC befragten Experten.

Die britische Rundfunkanstalt erläutert noch, dass von den 30 im Vereinigten Königreich im Zusammenhang mit der "Operation Cookie Monster" festgenommenen Personen bislang nur eine auch tatsächlich angeklagt worden sei. Auch das zeige, wie schwierig das Vorgehen gegen solche Plattformen sei. Das änderten auch die immer wieder erzielten wirklichen Erfolge nicht. Beim "Genesis Market" geht das US-Finanzministerium davon aus, dass die Drahtzieher in Russland sitzen. Dort dürften sie vor einer Strafverfolgung weitgehend sicher sein. Sie bieten Zugriff auf Zugänge zu Online-Diensten wie Netflix und Amazon, die dank spezieller Werkzeuge sogar aktualisiert werden. Zumindest ein Teil der betroffenen Accounts ist bei dem Projekt Haveibeenpwned zur Überprüfung eingestellt worden.

(mho)