Geschwindigkeits- und Reichweitensprung bei Plastiklichtleitern

Siemens hat im Labor die Datenrate über preisgünstige POF-Lichtleiter verzehnfacht und gleichzeitig die Reichweite verdoppelt.

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Lichtleiter aus preisgünstigem Kunststoff (Polymer Optical Fiber, POF) sind mittlerweile robust genug und auch simpel verlegbar, sodass sie den sperrigen Twisted-Pair-Kabeln im Heim-LAN ebenso wie in industriellen Netzwerken Konkurrenz machen. Bislang ist die Fast-Ethernet-Geschwindigkeit von 100 MBit/s auch bei POF der Standard. Ein Satz aus zwei Twisted-Pair-zu-Licht-Adaptern und 30 Metern Kabel für eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung ist mit rund 140 Euro halbwegs erschwinglich.

Nun verzehnfacht Siemens den Durchsatz: Im Labor hat man einen aufwendigen Leitungstreiber erprobt, der mittels Mehrträgerverfahren (OFDM) und hochstufiger Modulation 1008 MBit/s durch die Faser schickt. Die ältere Technik gibt die Bits dagegen als simple Ein/Aus-Pulse auf die Leitung. Mit Gigabit-OFDM soll die POF-Leitung nun nicht nur fit für Breitband-Internetanschlüsse der nächsten Generationen werden, die über 100 MBit/s versprechen, sondern auch mehrere Videosignale mit hoher Auflösung selbst über HDTV hinaus parallel transportieren können.

Heute verlegte POF-Leitungen kann man mit dem Gigabit-System weiterverwenden, das Foto auf der Ankündigung führt offensichtlich in die Irre: Der Projektleiter Sebastian Randel sagte im Gespräch mit heise online, dass man keine aufwendig zu montierenden SC-Stecker benötigt, sondern die Faserenden einfach in die Adapterbuchse stecken kann. Außerdem nutzt Siemens wie vorher rotes Licht bei 650 Nanometer, was eine einfache visuelle Funktionskontrolle erlaubt. Auch der Leitungstyp ist der gleiche wie bei der 100-MBit-Technik: zwei Stufenindex-Fasern mit einem Millimeter Außendurchmesser. Die Daten kommen als 200 MHz breites, analoges OFDM-Signal mit 80 Trägern auf die Faser, jeder Träger transportiert bis zu acht Bit pro Übertragungsschritt (QAM256). Im Labor arbeitet man bereits an einem System mit 511 Trägern.

Als optischen Sender verwendet Randel eine gewöhnliche rote Laserdiode wie in jedem DVD-Player, was auf Adapter zu vergleichbaren Preisen wie bei 100-MBit-POF hoffen lässt. Allerdings schaffte Siemens damit 100 Meter Übertragungsdistanz, das Doppelte bis Dreifache der aktuellen POF-Adapter, die typischerweise 30 bis 50 Meter erreichen. Wann die Gigabit-POF-Adapter auf den Markt kommen und wieviel teurer sie als die aktuelle 100-MBit-Ausführung werden, war noch nicht zu erfahren. (ea)