Gesetzliche Regulierung für Migration zu IPv6 angeregt

Der Chef der nordamerikanischen IP-Adressregistry ARIN sieht bei der Umstellung auf IPv6 durchaus Handlungsbedarf von Seiten der Regierungen. Die ARIN hat in den vergangenen Monaten verstärkt auf die Erschöpfung des Pools an IPv4-Adressen hingewiesen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Bereits ab dem kommenden Jahr könnte es gesetzliche Regelungen zur Migration von IPv4 auf IPv6 geben. Das sagte der Vorsitzende des Kuratoriums der nordamerikanischen IP-Adress-Registry ARIN, John Curran, unmittelbar vor der heute startenden, turnusmäßigen ARIN-Tagung in Albuquerque. Laut US-Medienberichten sieht Curran auch durchaus auch Handlungsbedarf vons Seiten der Regierungen. ARIN hat in den vergangenen Monaten verstärkt auf die Erschöpfung des Pools an IPv4-Adressen hingewiesen.

Die IP-Adressen sind praktisch die "Rufnummern" zu den Millionen von Rechnern und IP-fähigen Geräten im Netz. Die große Nachfrage nach IPv4-Adressen in den vergangenen Jahren hat dazu geführt, dass die regionalen IP-Adressregistries, darunter auch das für Europa zuständige Réseaux IP Européen (RIPE), ihre Prognosen für eine Erschöpfung des Adresspools korrigiert haben. Curran nannte das Jahr 2011 als den Zeitpunkt, an dem ARIN mit leeren Händen dastehen wird, zumindest was die bislang genutzten IPv4-Adressen anbelangt.

Aus dem Vollen schöpfen könnten die Adressregistries und ihre Kunden dagegen bei den IPv6-Adressen. Statt rund 4,3 Milliarden möglicher IPv4-Adressen (32 Bit, 232 Adressen) bietet IPv6 340,28 Sextillionen mögliche IP-Adressen (128 Bit, 2128 Adressen). Aber: Die Akzeptanz für das Nachfolgeprotokoll IPv6 hält sich bislang im Markt so sehr in Grenzen, dass die Adressregistries mehr und mehr nach Hilfe Ausschau halten. "Auf freiwilliger Basis sind die Adressen ein Ladenhüter", wird Curran zitiert.

Die Migration kostet Geld und bringt Providern erst einmal nicht mehr ein. Besonders kleine Provider, aber auch klassische Unternehmen und Inhalteanbieter tun sich schwer, meint Curran. Auch diejenigen, die ausreichend IPv4-Adressen gehortet haben, müssen sich bequemen, IPv6 anzubieten, warnen die Adressverwalter. Sonst werden sie für reine IPv6-Nutzer nicht mehr erreichbar sein. Die großen Carrier dagegen hätten reagiert, meint Curran. Doch generalisiert werden kann diese Beobachtung nicht. In Deutschland etwa gehören gerade auch kleinere Provider wie die Münchner Spacenet AG zu den Pionieren, die seit Jahren Kunden IPv6-Konnektivität anbieten.

Im Regierungslager als Erste reagiert haben Regierungen in Asien. Sie begünstigen seit mehreren Jahren etwa die Nutzung von IPv6-Adressen steuerlich. In den USA wollen öffentliche Einrichtungen und nicht zuletzt das Militär mit gutem Beispiel voranschreiten. Solche Anreizmaßnahmen heißt man durchaus auch innerhalb des RIPE gut, noch fehlen sie allerdings in Europa.

Beim ARIN-Treffen werden in dieser Woche Vorschläge diskutiert, wie man die Erschöpfung des Adresspools noch verzögern kann, etwa durch Neuvergabe nicht genutzter Adressen. Außerdem besprechen sich die Adressverwalter der verschiedenen Regionen auch, wie sie die Vergabe der letzten IPv4-Adressblöcke von der Internet Assigned Numbers Authority (IANA) an ARIN, RIPE und ihre Kollegen vom APTLD, LACNIC und AFRINIC geregelt haben wollen.

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(jk)