Gesundheitsminister: Digitalisierungsstrategie soll Ärzte entlasten

Die elektronische Patientenakte soll automatisch aus den Systemen der Ärzte befüllt werden, erklärte der Bundesgesundheitsminister zum Auftakt des Ärztetags.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 31 Kommentare lesen
Unrecognizable,Clinician,Accessing,Block,In,Blockchain,Of,Medical,Records.,Internet

(Bild: Henning Kaiser/dpa)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verspricht eine deutliche Vereinfachung bei der elektronischen Patientenakte, die bis 2025 von 80 Prozent der gesetzlich Versicherten genutzt werden soll. Bei der Anlage der "ePA für alle" sollen Daten aus dem Praxisverwaltungssystem (PVS) des Arztes automatisch übernommen werden und somit keinen Arbeitsaufwand bedeuten, sagte Lauterbach zum Auftakt des 127. Deutschen Ärztetags in Essen.

Ferner versprach der Gesundheitsminister – wie von vielen Ärzten gefordert – eine einfache Widerspruchsmöglichkeit und kündigte ein weiteres Opt-Out-Verfahren für wirtschaftliche Zwecke an. Das soll offenbar den Versicherten die Entscheidung erleichtern, die Daten der Forschung, aber nicht den Pharmazieunternehmen zur Verfügung stellen wollen.

Vor dem Vortrag von Lauterbach hatte Klaus Reinhardt als Präsident der Bundesärztekammer betont, dass die Ärzteschaft frustriert sei, weil die Technik nicht funktioniere. "Qualitätssicherung ist für Ärzte selbstverständlich, das sollte auch für die Industrie und ihre Produkte gelten". Er forderte eine "durchdachte Lösung" bei der geplanten Opt-Out-Regelung der elektronischen Patientenakte, die auf eine einfache Möglichkeit zum Widerspruch hinauslaufen müsse.

"Technokratische Lösungen sind nicht die Seele der Versorgung, wir müssen zurück zu den Wurzeln unserer Tätigkeit", appellierte Lauterbach an die Delegierten des Ärztetags, die er als "Partner" bezeichnete. Ihn beschäftige die Frage, wie eine richtige Digitalisierung des Gesundheitswesens aussehen könnte. Die Probleme der Digitalisierung seien seit zehn Jahren bekannt, aber nicht richtig angegangen worden. "Das ist keine Schuldzuweisung. Wir haben ja mitregiert", räumte der Minister ein.

Zuletzt hatte der Bundesverband der Psychologinnen und Psychologen ein Positionspapier veröffentlicht, in dem die Datensouveränität der Versicherten angemahnt wurde. Im Vorfeld des Ärztetags kam die Vertreterversammlung der kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zusammen. Deren Vorstandsvorsitzender Andreas Gassen kritisierte die Arbeit an den neuen Gesetzentwürfen zur weiteren Digitalisierung des Gesundheitswesens: "Es ist schwierig, dass wir nicht wissen, ob alle am gleichen Gesetzesentwurf arbeiten."

(mack)