Gezielte DSL-Störungen sollen Energie sparen

Die Fraunhofer ESK möchte dem bisher unbenutzten L2-Energiespar-Modus in ADSL2-Systemen mit künstlichem Rauschen zum Durchbruch verhelfen.

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Von
  • Bert Ungerer

Wissenschaftler der Münchner Fraunhofer-Einrichtung für Systeme der Kommunikationstechnik ESK möchten dem bisher ungenutzten Sleep-Modus L2 in ADSL2-Systemen mit künstlichem Rauschen zum Durchbruch verhelfen. Nach Ansicht der Forscher können Telekommunikationsanbieter damit ein Drittel der zum Betreiben der Zugangstechnik erforderlichen Energie einsparen.

Laut ESK ließe sich der Stromverbrauch des DSL-Netzes mit dem Einsatz eines Ruhezustands vorübergehend nicht genutzter Anschlüsse (L2-Modus) in gängigen ADSL2/ADSL2+-Systemen längst signifikant senken. Doch bisher laufen Breitbandzugänge stets auf voller Leistung. Obwohl der Modus standardisiert und in vielen Geräten auf Empfänger- und Vermittlungsseite vorhanden sei, komme er nicht zum Einsatz, da er erhebliche Störungen in benachbarten DSL-Systemen verursache.

Wenn sich ein Modem verbindet und den Sparmodus beendet, die benachbarten Modems sich aber noch im Ruhezustand befinden, kann es ungestört die volle Bandbreite nutzen. Sobald aber benachbarte Systeme aktiv werden, stören sie das erste System so stark, dass es sich mit reduzierter Datenrate neu verbinden muss. Wegen solcher Komplikationen haben Netzbetreiber den Energiesparmodus bisher gar nicht erst genutzt, so die ESK-Forscher.

Mit dem Einspeisen von künstlichem Leitungsrauschen konnten sie DSL-Anschlüsse so weit stabilisieren, dass sich der energiesparende Modus frei von Verbindungsunterbrechungen einsetzen lässt. Das künstliche Rauschen täuscht den Breitbandempfängern eine Störung vor, wie sie für das genutzte Kabelbündel typisch ist. Will sich ein Modem mit dem Internet verbinden, registriert das System eine normale Störung, selbst wenn das Gerät in der Nachbarwohnung im Ruhezustand ist. Die Verbindung baut sich zwar nicht mit der größtmöglichen, sondern einer geringfügig reduzierten Übertragungsrate auf, bleibt aber auch dann stabil, wenn der Nachbar online geht. Allein in Deutschland könnten Netzbetreiber mit einem Rausch-Update jährlich 1,5 Millionen Euro Betriebskosten sparen, schätzen die Wissenschaftler. (un)