"Giftpille": Twitter wehrt sich mit Investorenschutzplan gegen Übernahme

Twitters Aufsichtsrat verabschiedet einen Plan zum Investoren-Schutz. Der Übernahmeversuch lockt weitere Investoren von außerhalb der Techbranche.

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(Bild: Rokas Tenys/Shutterstock.com)

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Twitters Aufsichtsrat hat sich einvernehmlich auf einen Rechteplan geeinigt. Damit reagiert der Aufsichtsrat auf das unaufgeforderte, unverbindliche Angebot von Elon Musk zur Übernahme der Plattform. Mithilfe des Plans sollen Aktionäre in der Lage sein, den vollen Wert ihrer Investitionen zu realisieren. Hierfür sieht der Plan eine Kontrollprämie an die Investoren vor, wodurch die Übernahme erschwert wird und der Aufsichtsrat Zeit gewinnt, über Elon Musks Angebot von über 40 Milliarden US-Dollar zu entscheiden. Der Rechteplan ist zeitlich begrenzt und läuft am 14. April 2023 aus.

Ein solcher Rechteplan ist in der Finanzwelt als "Poison Pill" ("Giftpille") bekannt und ein Zeichen für den Widerstand gegen die feindliche Übernahme durch Elon Musk. Er tritt in Kraft, sobald Musk – oder ein beliebiger anderer Anteilseigner – mehr als 15 Prozent der Stammaktien des Unternehmens in einem nicht vom Aufsichtsrat genehmigten Geschäft erwerben würde. Ähnliche Pläne wurden bereits früher von Unternehmen in vergleichbaren Situationen angewendet. Tritt der Fall ein, steht es allen Aktieninhabern frei, sich zusätzliche Stammaktien zum dann aktuellen Ausübungspreis zu kaufen. In einem solchen Moment erworbene Aktien haben einen Marktwert, der dem doppelten Wert des Ausübungspreises entspricht. Während der Durchführung des Rechteplans wird die übernehmende Partei am Aktienerwerb gehindert.

Im Zuge von Elon Musks Übernahmeangebot berichtete die New York Post davon, dass die Private-Equity-Firma Thoma Bravo ebenfalls Interesse an einem Angebot für Twitter bekundet hat. Laut Reuters ist es denkbar, dass auch andere Beteiligungsgesellschaften nun ihre Optionen prüfen würden. Global steht der Branche wohl ein Kapital von etwa 1,8 Billionen US-Dollar zur Verfügung. Im Gegensatz zu vielen größeren Tech-Unternehmen würden die meisten Buy-out-Firmen bei einer Übernahme von Twitter nicht mit kartellrechtlichen Beschränkungen konfrontiert.

Der Griff zur "Giftpille" durch Twitters Aufsichtsrat kommt nicht unerwartet. Bereits im Vorfeld hatten andere Großaktionäre, so etwa der saudische Prinz Alwaleed bin Talal, Widerstand gegen Elon Musk angekündigt. Im Zuge des Hin und Her um Musks Ambitionen bei Twitter hatte dieser bereits zu Beginn dieser Woche einen Posten im Aufsichtsrat ausgeschlagen. Anfang des Monats wurde Musk durch Aktienkäufe mit einem Anteil von 9,2 Prozent kurzzeitig zum größten Anteilseigner von Twitter. Als Reaktion erhöhte die Vanguard Gruppe ihren eigenen Anteil auf 10,3 Prozent. Der Übernahmeversuch von Twitter ist nicht das erste Mal, dass Elon Musk den Aktienmarkt in Aufruhr versetzt. In der Vergangenheit lösten Tweets von Musk bereits Kursschwankungen bei Kryptowährungen wie Bitcoin aus.

Twitter bestätigte das Übernahmeangebot von Musk und den Schritt zum Rechteplan in offiziellen Stellungnahmen.

(pst)