GitHub sperrt Nutzer aufgrund von US-Handelssanktionen aus

Für Nutzer aus der Krim, Kuba, Iran, Nordkorea und Syrien ist der Zugriff auf die Softwareentwicklungsplattform GitHub stark eingeschränkt.

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Schloss, Zensur, Überwachung

(Bild: Michal Jarmoluk, gemeinfrei)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Björn Bohn

Die Softwareentwicklungsplattform GitHub verweigert Entwicklern den Zugriff auf die Plattform, wenn sie aus Ländern stammen, gegen die die USA Sanktionen verhängt haben. Den ersten öffentlichen Hinweis auf das Verbot machte der auf der Halbinsel Krim lebende Entwicker Anatoly Kashkin vergangene Woche, als er in einem Beitrag auf GitHub erklärte, dass er keine privaten Repostorys mehr anlegen könne und seine bisherigen Repositorys gesperrt seien. Das Anlegen öffentlicher Repositorys funktioniert wohl noch.

Seit Kashkin haben sich immer mehr Entwickler aus unterschiedlichen Ländern mit ähnlichen Erfahrungen zu Wort gemeldet. GitHub selbst listet auf einer Seite zum Thema Handelssanktionen folgende Staaten und Regionen auf, die unter die amerikanischen Bestimmungen fallen: Krim, Kuba, Iran, Nordkorea und Syrien. Die GitHub-Community hat ein eigenes Repository gestartet, in dem sie zur Unterstützung der Betroffenen aufruft. Dort finden sich beispielsweise eine Liste an Open-Source-Projekten von iranischen Entwicklern, denen nun ein Zugriff zur Plattform erschwert wird. Berichten zufolge erfolgt eine Sperrung wohl auf Basis der bisherigen Location-History.

Der im Iran lebende Entwickler Hamed Saeedi schildert in einem Beitrag auf Medium ähnliche Erfahrungen. Sein Erlebnis verbreitete sich rasant auf Twitter und entlockte dem im Zuge der Microsoft-Übernahme zum GitHub CEO gewordenen Nat Friedman ein Statement zur aktuellen Situation: "Es ist schmerzhaft für mich zu hören, wie Handelsbeschränkungen Menschen geschadet haben. Wir haben große Anstrengungen unternommen, um nicht mehr zu tun, als das gesetzlich vorgeschriebene, aber natürlich sind Menschen immer noch betroffen. GitHub unterliegt dem US-Handelsrecht, genau wie jedes Unternehmen, das in den USA tätig ist."

Um sich an die Sanktionen zu halten, habe GitHub Restriktionen für private Repositorys und bezahlte Accounts aus dem Krim, Kuba, Nordkorea, Iran und Syrien eingeführt. Öffentliche Repositorys und Repositorys von Open-Source-Projekten seien laut Friedman nicht betroffen. Friedman versucht außerdem klarzustellen, dass sich die Restriktionen auf den aktuellen Wohnort beziehen, nicht etwa auf die Nationalität und Herkunft der Benutzer. Wer fälschlich gesperrt worden sei, könne ein Formular ausfüllen, und der Account sei binnen Stunden wieder funktionsfähig.

Die Verbannung der GitHub-Nutzer ist nicht das erste Mal in jüngster Vergangenheit, bei dem ein in der Tech-Branche beliebtes Tool Anwendern den Zugriff verweigert hat. Im Dezember 2018 hat der Messaging-Dienst Slack Nutzer mit Verbindungen zum Iran ausgesperrt. Da die Betroffenen Nutzer aber nicht im Iran lebten, sondern dort geboren waren, gestand Slack Fehler ein und versicherte, in Zukunft den Zugriff aus sanktionierten Staaten zu blockieren, nicht aber die Accounts selbst zu sperren. (bbo)