Goldenes Jubiläum: Programmiersprachen-Klassiker Cobol ist 50

Die Entwicklung für den Klassiker unter den Programmiersprachen für Wirtschaftsinformatiker startete bei einem Treffen im Pentagon am 28. und 29. Mai 1959.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 180 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Alexander Neumann

Eine der ältesten Programmiersprachen, Cobol, hat am gestrigen Donnerstag ihren fünfzigsten Geburtstag gefeiert. Ein Treffen im Pentagon am 28. und 29. Mai 1959 gilt als Start der Common Business Oriented Language. 1960 legte das damals gegründete Short Range Committee mit COBOL-60 eine erste Beschreibung der Sprache vor, die in der Folgezeit von nationalen und internationalen Standardgremien weiterentwickelt wurde. Die aktuelle Standardversion stammt aus dem Jahr 2002.

Cobol entstand aus dem Wunsch heraus, eine hardwareunabhängige Sprache für die Entwicklung von Anwendungen für die Betriebswirtschaft zu realisieren. Im Fokus stand das Bewältigen großer Datenmengen gegenüber der Anforderung technisch-wissenschaftlicher Programmierung, die auf die Ausführung von umfassenden Berechnungen ausgelegt ist. Zuerst war Cobol rein imperativ, später erweiterte man die Sprache um Eigenschaften strukturierter, prozeduraler und objektorientierter Programmierung.

Einer Datamonitor-Studie aus dem letzten Jahr zufolge findet man heute weltweit 200 Milliarden Zeilen an Cobol-Code, und es kommen mehrere hundert Zeilen täglich hinzu. Ungefähr 1,5 bis 2 Millionen Entwickler haben mit Cobol-Code zu tun. David Stephenson von dem britischen Cobol-Experten Micro Focus geht davon aus, dass heute 200-mal mehr Cobol-Transaktionen täglich durchgeführt werden als Suchanfragen bei Google.

Micro Focus hatte zum Jubiläum in Großbritannien eine Umfrage über die Verwendung von Cobol in Auftrag gegeben, nach der jede Person mindestens 10-mal am Tag mit Cobol zu tun hat. So findet sich Cobol-Code in den meisten "Automated Teller Machine"-(ATM)-Transaktionen und spielt eine Rolle bei einem Großteil der Finanzabwicklungen (laut Datamonitor 90 %), weswegen die Sprache als "Klassiker für den Wirtschaftsinformatiker" gelten darf. Allerdings wissen nur 18 Prozent der rund 2000 Befragten, was Cobol ist.

Ein Grund für die heutige Verbreitung von Cobol ist sicherlich auch darin zu sehen, dass es für Unternehmen teuer und schwer sein kann, die historisch gewachsenen Cobol-Systeme zu ersetzen. Spannend dürfte für die Zukunft sein, wie viele Systeme Firmen aufgrund mangelnder Programmierer mit Cobol-Know-how auf andere Programmiersprachen wechseln. (ane)