Green IT: Politik und Wirtschaft schließen Allianz

Der Bitkom, Konzerne, Forschungseinrichtungen und Teile der Bundesregierung wollen neue Wege zur Einsparung von Ressourcen in der IT-Branche und zum Einsatz von IT-Produkten zur stärkeren Energieeffizienz erschließen. Konkrete Vorhaben aber sind noch rar.

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Der Verband Bitkom, Konzerne, Forschungseinrichtungen und die Bundesregierung wollen neue Wege zur Einsparung von Ressourcen in der IT-Branche und zum Einsatz von IT-Produkten in der Industriefertigung zur stärkeren Energieeffizienz erschließen. Sie haben dazu eine "Green IT"-Allianz ins Leben gerufen, um den Umwelt- und Klimaschutz in Projekten voranzubringen. Gemeinsam wollen die Partner zunächst über Möglichkeiten zum Stromsparen und die Bedeutung der "grünen Informationstechnologie" aufklären und beraten, erläuterte der parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Hartmut Schauerte, bei der Vorstellung des Bündnisses am heutigen Mittwoch in Berlin. Weiter gehe es um die Forschungsförderung, die Markterschließung und die Darstellung federführender Beispiele zu Green IT.

Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer und Bundesforschungsministerin Annette Schavan bei der Präsentation der Green-IT-Allianz

(Bild: heise online / Stefan Krempl)

An konkreten Zielen über eine verbesserte Zusammenarbeit und ein geschlossenes Auftreten gegenüber der Öffentlichkeit im PR-Bereich hinaus konnten die Allianzpartner wenig berichten. Schauerte betonte noch einmal das bereits auf dem jüngsten IT-Gipfel Ende 2008 beschlossene Ziel, die Energieeffizienz der Rechenzentren des Bundes um 40 Prozent bis 2013 zu steigern. Weiter erwähnte er die geplante Einrichtung von sechs Modellregionen im Projekt E-Energy, um einen "neuen Markt für die Stromproduktion" etwa mithilfe sogenannter Smart Grids und systembasierter Lösungen aufzubauen.

Mit dem Bündnis bestehe die Chance, "einen weltweit einmaligen Kreis zu bilden". Dieser könne im Wettbewerb um "Green IT" etwa mit den USA helfen. Regulierungsauflagen werde es dagegen nicht geben. Derlei Eingriffe "kann diese Branche am wenigstens gebrauchen". Zugleich führt für Schauerte kein Weg daran vorbei, dass die Informations- und Kommunikationstechnologie "helfen muss, die Ressourceneffizienz zu steigern". Auch der Verbraucher sei gefragt und müsse sein Nutzungsverhalten anpassen.

Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer zeigte sich besorgt, dass laut einer Studie der Fraunhofer-Gesellschaft bereits zehn Prozent des gesamten Stromverbrauchs durch IT-Produkte verursacht werde. Die Industrie tue aber bereits "eine Menge dafür", um Energie zu sparen. Große Fortschritte habe man bei Geräten im Stand-by-Modus erzielt. Der Nutzer könne den Stromverbrauch weiter reduzieren, indem er den Fernseher etwa vor einer Urlaubsreise ganz ausschalte oder nach dem Akku-Aufladen den Netzstecker ziehe. Ferner würden "umweltfreundliche Rechenzentren" gebaut, da sich die Investitionen für die Unternehmen selbst auch ökonomisch rentierten. Die IT-Branche habe auch eine große Hebelwirkung auf andere Industrien. So könne sie etwa dafür sorgen, dass durch Computersimulationen weniger Prototypen gebaut oder weniger Crash-Tests durchgeführt und durch die Telekommunikation Verkehrswege vermieden würden.

Die Rolle der Politik in der Allianz sieht Scheer vor allem "als Multiplikator". Die öffentliche Hand sei "ein ganz großer Anwenderer unserer Technologie" und gebe jährlich rund 18 Milliarden Euro dafür aus. Mit dem Beschaffungsamt habe man daher Standards entwickelt, "die Umweltgesichtspunkten Rechnung tragen". Ergebnisse der Partnerschaft würden auf dem nächsten IT-Gipfel im Dezember und auf der CeBIT 2010 vorgestellt. Zugleich freute sich der Verbandschef, dass bei dem Bündnis auch Größen wie die Allianz, Bosch und Siemens Hausgeräte, der Deutsche Sparkassen- und Giroverband, die Deutsche Telekom, Fujitsu und viele andere Konzerne aus der klassischen IT-Branche dabei seien.

Bundesforschungsministerin Annette Schavan führte aus, dass es durch neue Fertigungsmaßnahmen beim Bau von Computern möglich sei, Energieeinsparungen um 30 Prozent zu erzielen. Dies entspreche 2010 Billiarden Joule pro Jahr, was etwa die Hälfte des Stromverbrauchs der privaten Haushalte in Deutschland oder sieben Millionen Tonnen Steinkohleeinheiten ausmache. Das "Planen, Messen und Steuern" müsse in der Fertigungstechnik aber zunächst verbessert werden. Die CDU-Politikerin begrüßte es daher, dass entsprechende Ausschreibungen bereits 31 Bewerbungen von Verbünden von Forschungsinstituten und Unternehmen nach sich gezogen hätten. Ausgewählte Projekte würden mit 50 Milliarden Euro gefördert, was auf Seiten der Wirtschaft bis zu fünffache Ausgaben generiere. Konkret verwies Schavan auf die Initiative "Cool Silicon" aus Dresden. Ziel sei die Fertigung eines Computerchips, "der durch kleinere Leiterbahnen den Energiebedarf um die Hälfte reduzieren kann". 2013 solle dieses Potenzial in einem realen Rechner nachgewiesen werden. (Stefan Krempl) / (jk)