Gutachten: Glasfaser überträgt Daten am energiesparendsten​

Der BREKO-Verband hat die Effizienz von Internet-Zugangsverfahren bewerten lassen: Glasfaser soll die Infrastruktur mit dem weitaus geringsten Strombedarf sein.

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(Bild: alphaspirit.it/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Achim Born

Digitale Infrastrukturen sind energiehungrig. Angesichts der Klimaziele und der Gigabit-Strategie der Bundesregierung erscheint es sinnvoll, die Energieeffizienz von Internet-Zugangsverfahren unter die Lupe zu nehmen. Der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO), der viele Glasfaser-affine Provider vertritt, hat Stromverbrauch und Nachhaltigkeit der verschiedenen Übertragungsverfahren von Kristof Obermann untersuchen lassen.

Der Wissenschaftler, Professor im Fachbereich Elektro- und Informationstechnik an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM), bestätigt in der aktuellen Studie (PDF) die Ergebnisse früherer, zum Teil ebenfalls von BREKO beauftragten Untersuchungen: Echte Glasfasernetze – genauer gesagt FTTH-Netze – benötigen von allen digitalen Infrastrukturen am wenigsten Strom.

FTTH – Glasfaser bis zur Wohnung – ist demnach sowohl bezogen auf den Gesamtstrombedarf als auch auf das vermarktete Übertragungstempo (Bitrate) die energieeffizienteste und damit nachhaltigste Technik für die Datenübertragung im Internet. Im Vergleich zu reinen FTTH-Netzen ziehen der Studie zufolge Glasfasernetze bis ins Gebäude (FTTB, Fiber to the Building) bis zu 2,6-mal mehr, kupferbasierte Vectoring/Super-Vectoring-Anschlüsse (FTTC, Fiber to the Curb) bis zu dreimal mehr und TV-Kabelnetze (in der Variante DOCSIS 3.1) sogar bis zu sechsmal mehr Strom.

Laut einer Studie im Auftrag des BREKO-Verbands überträgt Glasfaser den Internet-Datenverkehr am effizientesten.

(Bild: Technische Hochschule Mittelhessen (THM))

Bei gigabitfähigen Anschlüssen versprechen FTTH-Glasfaseranschlüsse sogar einen noch deutlicheren Effizienzvorteil: FTTB-Netze sollen das 3,6-fache und HFC-Kabelnetze gar bis zum Achtfachen an Energie umsetzen.

Hochgerechnet auf die flächendeckende Versorgung Deutschlands hätten reine FTTH-Netze einen Strombedarf von 154 Megawatt. Der traditionelle Zugang über Kupfer (FTTC) benötigt im gleichen Szenario 350 Megawatt und TV-Kabelnetze 650 Megawatt. Gegenüber TV-Kabelnetzen ließen sich mit Glasfaser demnach 496 Megawatt einsparen – mehr als die Hälfte der Leistung des Braunkohlekraftwerks Schkopau in Sachsen-Anhalt. Wie es in der Studie heißt, böten Glasfasernetze weiteres Einsparpotenzial, wenn beispielsweise Komponenten wie Router häufiger in einen Sleep-Modus versetzt würden. Eine Reduktion um bis zu 40 Prozent in den Haushalten soll hier drin sein.

Zur Ermittlung des Verbrauchs der unterschiedlichen Zugangswege hat die THM Leistungsaufnahme und das Gewicht für die Systemtechnik für diverse Szenarien (deutschlandweit, städtische Gebiete, ländliche Gebiete und halbstädtische Gebiete am Beispiel Haltern) durchgespielt. Das Gewicht diente als Indikator für Aussagen zu den für Herstellung und Entsorgung benötigten Ressourcen. Leistungsaufnahme und Gewicht wurden für verschiedene Auslastungsgrade – also den Anteil der angeschlossenen Haushalte in Prozent – bezogen auf den Gesamtstrombedarf als auch auf die vermarktete Bitrate bewertet. Dabei galten in Bezug auf FTTC und DOCSIS einige recht optimistische und für FTTH sehr konservative Annahmen.

Für den BREKO-Verband bedeuten die Studienergebnisse natürlich Wasser auf die Mühlen seiner Lobbyarbeit pro Glasfaserausbau. Er bemüht das Thema Nachhaltigkeit zudem, um mit Blick auf die Deutsche Telekom gegen den Überbau von Glasfasernetzen zu argumentieren. Anstatt parallele Netze aufzubauen, sollten Glasfasernetze mittels eines offenen Netzzugangs (Open Access) bestmöglich ausgelastet werden. Dies spare Kosten und Ressourcen und leiste einen Beitrag zum fairen Wettbewerb.

(un)