Hintergrund: SAP kann Erfolgsbilanz vorweisen

Ungeachtet aller Kritik präsentiert sich der Softwarehersteller aus der badischen Kleinstadt Walldorf in guter Verfassung.

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Von
  • Carsten Hoefer
  • dpa

Mit stolz geschwellter Brust können die SAP-Bosse Hasso Plattner und Henning Kagermann ihren Aktionären bei der Hauptversammlung am Donnerstag entgegen treten, denn ungeachtet aller Kritik präsentiert das Unternehmen sich in guter Verfassung.

SAP habe das Internet verschlafen, sei außerdem zu deutsch, zu wenig amerikanisch und zu unflexibel, hieß es in den vergangenen zwei Jahren vielfach. In den USA verlor SAP reihenweise Führungskräfte an die mit Aktienoptionsprogrammen bestückte Konkurrenz. Die 1999er Auflage der SAP-Erfolgsbeteiligung Star für die Mitarbeiter konnte die Managerflucht nicht stoppen, kostete aber dafür 1,3 Milliarden DM.

Doch inzwischen schwächelt mancher US-Konkurrent, während SAP im ersten Quartal 2001 glänzte: Der Nettogewinn legte um 109 Prozent auf 117 Millionen Euro zu. Der Zuwachs fiel unter anderem deswegen so hoch aus, weil das Vorjahresquartal schlecht gewesen war. Von Januar bis Ende September dieses Jahres will SAP mehr als 23 Prozent Umsatzwachstum erreichen.

Wichtigster Programmpunkt der Hauptversammlung ist die Umwandlung der nicht stimmberechtigten Vorzugsaktien in stimmberechtigte Stammaktien: Damit würde der Anteil der SAP-Gründer sowie deren Stiftungen und Familien von 63 Prozent des stimmberechtigten Kapitals auf 39 Prozent sinken. Hintergrund ist die Ankündigung der Deutschen Börse, ab Juni 2002 für die Gewichtung im Dax nur noch eine Aktiengattung heranzuziehen. Unternehmen, die dann immer noch beide Aktiengattungen anbieten, riskieren die Streichung aus dem Index der 30 Börsenschwergewichte.

Die SAP-Bosse können eine Erfolgsbilanz präsentieren: Der Wandel zum Hersteller von e-business-Software für das Internet ist bewältigt. "Wir haben in jedem Bereich der Unternehmenssoftware ein wettbewerbsfähiges Angebot", sagt Unternehmenssprecher Herbert Heitmann. Doch ist der Wandel noch nicht abgeschlossen, und der Konzern musste alte Prinzipien aufgeben. Getrieben von der Einsicht, dass SAP nicht alles besser machen kann als die Konkurrenz, kündigte SAP-Chef Hasso Plattner vergangene Woche eine "fundamentale technologische Wende" an. Künftig soll SAP-Software die Einbindung von Programmen der Wettbewerber erlauben. Bisher war Walldorfer Software nur unter Mühen mit Programmen anderer Hersteller zu kombinieren. SAP hatte lange darauf gesetzt, dass die Kundschaft alle Software-Bedürfnisse bei SAP abdecken würde – eine irrige Annahme.

Ein weiterer einstiger Grundsatz ist auf der Strecke geblieben: Möglichst jede Software selbst zu entwickeln. Bei Marktplatz-Software wird mit dem US-Unternehmen Commerce One zusammen gearbeitet. Bei der Entwicklung von Unternehmensportalen - den Eingangsseiten einer Firma ins Internet – kooperiert SAP mit Yahoo, dem weltweit bekanntesten Portal. Wesentliche Teile der für die Portal-Lösungen benötigten Technologie werden schlicht eingekauft: SAP will für 400 Millionen US-Dollar den Softwarehersteller TopTier übernehmen.

Ein anderes Problem hat sich im Laufe des vergangenen Jahres ganz von allein gelöst: Die Krise vieler new-economy-Firmen in den USA hat den dortigen Mitarbeiterschwund bei SAP gestoppt: "Jetzt können wir uns die guten Leute aussuchen", sagt Heitmann. (Carsten Hoefer, dpa )/ (cp)