IBM-Expertensystem spürt Medikamentenfälschungen auf

Das Verbraucherportal der Firma Sproxil authentifiziert mit IBMs Analyse- und Virtualisierungstechnik Arzneimittelpackungen und zeigt dem Hersteller an, wo gefälschte Produkte in den Handel kommen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 12 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Erich Bonnert

Das Verbraucherportal der Firma Sproxil authentifiziert mit IBMs Analyse- und Virtualisierungstechnik Ilog Elixir Arzneimittelpackungen und zeigt dem Hersteller an, wo gefälschte Produkte in den Handel kommen. IBM präsentiert sie diese Woche auf seinem Anwenderkongress Impact in Las Vegas.

Quasi in Echtzeit können Pharmahersteller mit dem Sproxil-Service feststellen, wann und von wem eine Nachahmung ihrer Produkte verkauft wurde. Dazu versehen die Hersteller ihre Originalpackungen mit Warnhinweisen für die Patienten und einem verdeckten Zahlencode. Diesen Code kann der Käufer freirubbeln und per SMS an eine kostenlose Hotline schicken; sekundenschnell erhält er die Bestätigung der Echtheit seines Medikaments oder die Warnung vor einer Fälschung.

Dieser Service ist für Verbraucher kostenfrei, Sproxils eigentliche Kunden sind sowohl die Produzenten der Original-Medikamente als auch auf Medikamentenbetrug spezialisierte Ermittlungsbehörden. Sproxil ermittelt so auftretende Fälle von Piraterie für ein bestimmtes Pharmaprodukt und visualisiert mit Hilfe von Elixir die Häufung sowie die zeitliche und geografische Verteilung der Fälschungen. So sollen Pharmahersteller wie Merck und Glaxo SmithKline Pharmapiraten schnell erkennen und von Polizei oder Strafbehörden verfolgen lassen können. Die Daten liefert Sproxil den Kunden über IBMs Cloud-Service.

Vor allem in Entwicklungsländern beträgt der Anteil gefälschter Arzneimittel am Gesamthandel zwischen 25 und 50 Prozent, zitierte Sproxil-Chef Ashifi Gogo eine Studie der Weltgesundheitsbehörde WHO. Dies stelle eine enormes Gesundheitsrisiko dar. Weltweit seien beispielsweise von rund 1 Million Todesfällen jährlich durch Malaria fast 20 Prozent auf die Behandlung mit gefälschten Medikamenten zurückzuführen. Betrugsfälle zu lokalisieren und Handelswege nachzuvollziehen sei daher ein wesentlicher Baustein bei der Bekämpfung des Missbrauchs.

Ähnliche Detektivarbeit verrichtet das von IBM Anfang 2009 übernommene Ilog auch in Diensten von Mastercard. Die Kreditkartenfirma bedient derzeit etwa 30 Millionen Einzelhändler und über 1,3 Milliarden Kunden weltweit. Pro Sekunde wickelt das Finanzinstitut im Schnitt 43.000 Zahlungstransaktionen in rund 130 Währungen ab. Jede Transaktion enthält auf mehreren Sicherheitsebenen etwa 100 verschiedene Informationen. Mit diesen werden die Expertensysteme von Ilog gefüttert, um bei beim Aufspüren von Kartenbetrugsfällen zu helfen: Auffällige Transaktionen werden so in wenigen Minuten anstatt wie vorher nach Tagen ausgefiltert, erklärte Mastercards Netzwerk-Experte Johan Gerber. Mastercard prüft außerdem bei der Einführung neuer Produkte oder Dienstleistungen mit Hilfe des Ilog die Einhaltung von jeweiligen nationalen Finanzregularien. (anw)