IDF: Mit Technik gegen Katastrophen

Am Vortag des Intel Developer Forums ging es um Katastrophenmanagement, wobei IT- und Kommunikationstechnik eine Schlüsselrolle zukommt.

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Von
  • Andreas Stiller

Informations- und Kommunikationstechnik spielen eine zentrale Rolle sowohl bei der rechtzeitigen Vorhersage und Warnung als auch beim Management nach dem Eintreten von Naturkatastrophen – so Intel und geladene Experten am "Day Zero", einen Tag vor der offiziellen Eröffnung des Intel Developer Forum im Moscone Center in San Francisco. Wie hochaktuell das Thema "Disaster Management" ist, zeigt unter anderem die neuerliche Überschwemmungskatastrophe in Pakistan. Und die Zahl der großen Naturkatastrophen (Erdbeben, Überflutungen, Stürme, Extremtemperaturen, Dürren) nimmt nach einer Studie der Munich Re Foundation von Jahr für Jahr zu, von etwa 190 im Jahr 1980 auf 440 im vergangenen Jahr.

Die Zahl großer Naturkatastrophen steigt dramatisch an

Ohne Kommunikationsinfrastruktur lassen sich Hilfsmaßnahmen schlechterdings nicht koordinieren. In Haiti, führte Frank Schott von der gemeinnützigen Organisation NetHope aus, brauchte man sechs Tage, um nach dem Erdbeben wieder breitflächig Telefonverbindungen zu ermöglichen, Breitband-Internet war nach zehn Tagen verfügbar. Intel führte dazu solargetriebene mobile Acesspoints mit Atom-Prozessor für GSM, Satellit oder WiMax vor.

Ziel ist es aber nicht nur, die Reaktionszeit mit mobiler Technik weiter zu verbessern, sondern von vornherein den Totalzusammenbruch der Infrastruktur durch ausfallsichere Technik zu vermeiden. Diverse Sensoren müssen hinzukommen, um frühzeitig Anzeichen für sich anbahnende Katastrophen aufspüren zu können, dazu gehören Detektoren für chemische Substanzen und Partikel, für Wasserqualität, feuer- sowie erschütterungssichere Funksensoren in stabilen Kugelgehäusen und so weiter. Erste Prototypen der bereits auf dem IDF 2001 vorgeschlagenen Waldbrandsensoren auf Computerbasis wurden in diesem Jahr gezeigt.

Bei Wirbelstürmen lassen sich mit entsprechender Supercomputer-Leistung zwar schon recht treffsicher die voraussichtlichen Bahnen vorherberechnen, führte Robert Marschall von Earth Networks aus, nicht aber die Intensität. Mit der Auszählung von Blitzen innerhalb und außerhalb des Sturmauges hätte man jedoch das plötzliche Abflauen des Tornados Irene, der vor zwei Wochen die Ostküste der USA heimsuchte, präzise vorhersagen können. Mit Blitzdetektoren sind unter anderem Passagierflugzeuge ausgestattet. Earth Networks betreibt das größte Wetternetzwerk weltweit mit 5 Milliarden Verbindungen täglich. Es gibt aber noch riesige "schwarze Löcher" in Südamerika, Afrika und Zentralasien.

Auch die vielgescholtenen Spiele haben einen nützlichen Nebeneffekt, nämlich hocheffiziente Algorithmen für die 3D-Visualisierung. Intels "Distributed Scene Graph" ist eine darauf beruhende Cloud-basierte 3D-Visualisierung, die es Tausenden von Leuten ermöglicht, in Katastrophen-Szenarien mitzuwirken.

Die im Katastrophen-Management tätigen gemeinnützigen Organisationen werden aber laut Frank Schott durch eine "Tyrannei der Tortengrafiken" oft in die Ineffizienz gezwungen, weil man sie rigoros an dem Anteil ihrer Verwaltungskosten misst. Um effizienter arbeiten zu können, müssten aber weit höhere Budgetanteile für Ausbildung, Training und vor allem auch für Rechenpower eingesetzt werden, die zur Simulation nötig ist. (as)