IETF schreibt Redaktion für Internet-Standards neu aus

Der RFC Editor ist die offizielle Redaktion für Standarddokumente, Best Practices und Informationen der IP-basierten Internet-Welt.

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Von
  • Monika Ermert

Die Internet Engineering Task Force (IETF) und die Internet Society (ISOC) werden die Aufgaben des RFC Editors neu ausschreiben (PDF-Datei). Der RFC-Editor ist die offizielle Redaktion für Standarddokumente, Best Practices und Informationen der IP-basierten Internet-Welt. In einer ersten Runde bis zum 21. Juni bitten ISOC und IETF um Vorschläge für mögliche Verbesserungen des Dienstes und Interessensbekundungen möglicher Bewerber. Die Vorschläge sollen in die anschließende Ausschreibung einfließen. Bewerber müssen sich nicht an der jetzt gestarteten ersten Runde beteiligt haben. Laut Zeitplan (PDF-Datei) des IETF Administration Oversight Committee (IAOC) soll Anfang 2007 ein neuer Vertrag abgeschlossen werden.

Das Information Science Institute der University of Southern California (USC ISI) hat seit den Angangszeiten der IETF die Aufgabe des RFC-Edtiors inne. Der Internetpionier Dr. Jonathan Postel, der unter anderem am ARPANET mitarbeitete und als Direktor die IP-Vergabestelle Internet Assigned Numbers Authority (IANA) leitete, überwachte bis kurz vor seinem Tod als RFC-Editor die Entwicklung neuer Internet-Standards. Die Zahl der auf dem Internet-Protokoll aufbauenden Standarddokumente hat in den vergangenen Jahren nach einem Tief Ende der 70er Jahre kontinuierlich zugenommen. Im vergangenen Jahr veröffentlichte das USC ISI 327 Standards und Vorschläge. Ein Jahr zuvor waren es 281. Immer wieder hatte es gerade in den vergangenen Jahren Klagen der IETF-Entwicklergemeinde gegeben, dass eingereichte Dokumente nicht schnell genug von ISI bearbeitet würden. Das ISI hat inzwischen eine Aufholjagd gestartet und mehr Leute eingestellt.

Als Hauptgrund für die Ausschreibung bezeichnete Lars Eggert, NEC-Forscher und erstes deutsches Mitglied des IETF-Gremiums IESG, allerdings die generelle Reform der IETF. Im Zuge dieser Reform sollten die ursprünglich "adhoc vergebenen" Aufgaben erstmals offiziell ausgeschrieben werden. Das Sekretariat wurde so etwa von Bob Kahns Unternehmen Foretec Seminars an Neustar übergeben. "Eventuell kann die IETF einen besseren Service für weniger Geld bekommen", erklärte Eggert gegenüber heise online. Eine Wiedervergabe an ISI, bei dem Eggert vor einigen Jahren selbst gearbeitet hat, sei allerdings nicht ausgeschlossen. "Nach der Übergabe des Sekretariats kam die Planung der IETF-Konferenzen doch ein wenig ins Stocken. So etwas darf bei der Veröffentlichung der Dokumente nicht passieren."

Eggert schätzt, dass vor allem die Publikation von unabhängigen Vorschlägen, die nicht innerhalb des IETF-Prozesses diskutiert wurden, eine Menge Know-How erfordern. Mögliche Bewerber müssen dafür Zugriff auf einen Pool von Gutachtern haben. Eine einfachere Aufgabe sei demgegenüber die schlicht redaktionelle Arbeit an den IETF-Dokumenten. ISOC und IETF erklärten in ihrer Ankündigung eine Bewerbung für Teilaufgaben für möglich. Ins aktuelle 3,8 Millionen US-Dollar-Budget hat die IETF 935.000 Dollar für die Aufgaben des RFC Editors eingestellt, 17 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. (Monika Ermert) / (pmz)