IT-Konzentration in Frankreich: Atos will Bull übernehmen.

Der größte europäische Cloud-Anbieter soll in Frankreich durch den Zusammenschluss von Bull und Atos entstehen.

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Von
  • Achim Born

Das Management des französischen IT-Dienstleisters Atos gab in trauter Gemeinsamkeit mit seinen Kollegen bei Bull bekannt, dass man dessen sämtliche Aktien aufkaufen will. Das Angebot beträgt 4,90 Euro pro Anteilschein in bar. Es liegt damit 22 % über dem Schlusskurs (4,01 Euro) am 23. März­, dem letzten Handelstag vor der Ankündigung ­ und 30 % über dem dreimonatigen, gewichteten Durchschnittspreis (3,77 Euro). Ausstehende Wandelanleihen bezieht die Offerte mit ein. Unter dem Strich wird das Aktienkapital der Bull Gruppe mit rund 620 Millionen Euro bewertet.

Auswirkungen: Die angekündigte Übernahme von Bull schlägt sich im Verlauf des Aktienkurses positiv nieder.

(Bild: börsenNEWS. de)

Atos knüpft das Kaufangebot an die Bedingung, ein Minimum von 50 Prozent plus einer Aktie des Grundkapitals zu erreichen. Vorgesehen ist zudem, die Bull-Papiere mittels eines Squeeze-out-Verfahrens (Barabfindung an Kleinaktionäre) oder einer Fusion von der Börse zu nehmen.

Der Verwaltungsrat (Board of Directors) beider Firmen unterstützen das. Die größten Bull-Aktionäre Crescendo Industries und Pothar Investments, die gemeinsam 24,2 Prozent halten, signalisierten gleichfalls ihre Zustimmung. Kartellrechtlich herrschen wohl keine Bedenken. Immerhin soll der Name Bull weiterleben. Atos beabsichtigt, unter der Marke Bull eine Unternehmenseinheit für Cyber Security und Big Data mit einem Umsatzvolumen von rund 500 Millionen Euro auf die Beine zustellen.

Die anstehende Übernahme ist Beleg für derzeit grassierende Konzentrationswelle unter den IT-Dienstleistern. Schon in den vergangenen Jahren bewies Atos ein geschicktes Händchen bei der Akquise von Konkurrenten. Die Fusion mit Origin, der Kauf der Sema-Gruppe oder die Übernahme von SIS (Siemens IT Solutions and Services) machten aus dem Unternehmen den größten französischen IT-Dienstleister, der 2013 einen Jahresumsatz von 8,6 Milliarden Euro auswies und 76.300 Mitarbeiter in 52 Ländern beschäftigt.

Als Objekt der Begierde ist Bull da mit rund 9.300 Mitarbeitern und Einnahmen von knapp 1,3 Milliarden Euro deutlich kleiner. Und es ist nur die zweite Wahl – denn Anfang April bot Atos für die gleichfalls in Frankreich beheimatete Steria-Gruppe (Umsatz: knapp 1,8 Milliarden Euro) mit. Diese zog es aber vor, die Fusionsverhandlungen mit der etwa gleichgroßen Sopra (1,35 Milliarden Euro) fortzusetzen anstatt sich in die Fänge des übergroßen Konkurrenten zu begeben. (rh)