ITK-Branchenverband Bitkom sieht im Embedded-Bereich gute Chancen für Deutschland

Die im Verborgenen arbeitenden Embedded-IT-Systeme sorgen hierzulande für 80.000 Entwickler-Arbeitsplätze.

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  • Barbara Lange

Immer mehr Produkte beinhalten Hard- und Softwarekomponenten, die man gar nicht sieht: Embedded Systems sind zentraler Bestandteil aktueller Produkte der Investitionsgüter-Industrie. Ein Grund für Bitkom für ein Pressegespräch auf der Hannover Messe – gleichzeitig eine Premiere des ITK-Branchenverbands auf der traditionsgemäß für Maschinen und Anlagen bekannten Messe.

"Ob in der Medizintechnik, bei Herzschrittmachern und Magnetresonanztomographen oder der Automation von industriellen Anlagen, überall heißt es: Embedded Systems inside". Das betonte Bitkom-Vizepräsident Heinz-Paul Bonn. Die verarbeitende Industrie erziele rund 80 Prozent ihrer Wertschöpfung mit Produkten, die Embedded Systeme enthalten. So befinden sich in aktuellen Mittelklassewagen mittlerweile über 70 Prozessoren – vor 25 Jahren seien es erst sechs gewesen. In einem einzigen Auto laufen Software-Komponenten mit 10 Millionen Codezeilen – 2015 sollen es 100 Millionen sein.

Genug zu tun also für Software-Entwickler. 80.000 Systementwickler arbeiten hierzulande an Embedded Software, berichtete Bonn. Weiterer Trend: Lange Jahre haben Anwenderbranchen wie die Automobilindustrie oder der Maschinenbau ihre Embedded-Software selbst entwickelt. Nun haben sich immer mehr neue Unternehmen auf die Embedded Systems spezialisiert und entwickeln zum Beispiel mit Embedded Linux oder Java Micro Edition.

Der Grad der Auslagerung der Softwareentwicklung für Embedded Systems ist je nach Region noch sehr unterschiedlich: In Europa lagern 34 Prozent aus, in den USA sind es 47 Prozent, in Japan 76 Prozent. Dieser Trend wird sich verstärken, so die Einschätzung.

Bislang steht Deutschland im internationalen Vergleich gut da: "Embedded Systems bilden die Basis für die Wettbewerbsfähigkeit ganzer Branchen in den kommenden Jahren", betonte Bonn. Nach den USA und Japan ist Deutschland derzeit der drittgrößte Hersteller. Positiv wirken sich hier vor allem eine gesunde industrielle Basis sowie eine starke Position in der Mikroelektronik aus. Aber aufgrund der Konkurrenz aus asiatischen Ländern wie Südkorea, China und Indien ist diese starke Stellung in Gefahr, warnt Bonn. Sein Verband rechnet für die asiatische Embedded-Systems-Industrie (ohne Japan) bis 2010 mit einem jährlichen Wachstum von 14 Prozent, für Europa sind es 8 Prozent. "Nur schnelles Handeln kann die bislang gute deutsche Marktposition erhalten", betonte Bonn.

Aber die Bedeutung von Embedded Systems speziell für den Investitionsgüterbereich werde in Deutschland noch nicht richtig erkannt: Zum einen seien die Systeme unsichtbar. Zum anderen gäbe es keine eigenständige Embedded-Systems-Industrie, sondern die Systeme entstünden an der Schnittstelle zwischen Halbleiter- und Softwareindustrie auf der einen Seite und den Anwenderbranchen auf der anderen Seite.

Mit zwei Maßnahmen will Bitkom dem entgegenwirken: Ende 2007 hat der Verband einen eigenen Arbeitskreis "Softwareintensive eingebettete Systeme" gegründet. Dann wird es im Herbst eine neue Studie geben: Beauftragt wurden Pierre Audoin Consultants (PAC) und TechConsult. Beteiligt ist auch das Bundeswirtschaftsministerium für Wirtschaft und Technologie.

Alle genannten Zahlen stammen aus der Ende 2006 gemeinsam mit Roland Berger Strategy Consultants erarbeiteten Studie Zukunft digitale Wirtschaft ((PDF)-Datei), die seinerzeit als Beitrag zum ersten IT-Gipfel der Bundesregierung veröffentlicht wurde. Eingebettete Systeme sind darin einer von insgesamt sechs bislang wenig beachteten "Hidden Champions" mit großer volkswirtschaftlicher Bedeutung. (Barbara Lange) / (js)