Intel investiert weitere Milliarden, x86-CPUs mit KI

Intel-CEO Pat Gelsinger einigt sich mit Kanzler Scholz und kündigt Chipwerke in Polen und Israel an. AMD und Intel bauen KI-Beschleuniger in neue Prozessoren.

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Für neue Chipwerke fließt Geld in Strömen. Intel-Chef Gelsinger beendete im Gespräch mit Bundeskanzler Olaf Scholz das Hin und Her um Subventionen für die kommende Fab in Magdeburg. Die Bundesregierung sichert statt 6,8 nun rund 9,9 Milliarden Euro zu, im Gegenzug verpflichtet sich Intel, insgesamt 30 statt 17 Milliarden in Magdeburg zu investieren. Die EU muss die Förderquote aber noch abnicken.

Auch in Polen nahe Wrocław (Breslau) will Intel bauen, nämlich ein Werk für "Assembly and Test" für rund 4,6 Milliarden US-Dollar. Dort werden verarbeitete Wafer in einzelne "Dies" (also Chip-Rohlinge) zerteilt, diese in Gehäuse beziehungsweise auf Die Carrier montiert und geprüft. Vergleichbare Werke betreibt Intel bereits in Costa Rica, Vietnam, Malaysia und China. Außerdem gibt es spezialisierte Dienstleister wie Amkor, die Chip-Packaging als "Outsourced Semiconductor Assembly and Test" (OSAT) erledigen. Intels Werk in Wrocław soll aber eines der größten dieser Art in der EU werden und die regionale Chip-Lieferkette stärken.

Pat Gelsinger (rechts) am 19. Juni zu Besuch bei Olaf Scholz in Berlin. Ganz links: Keyvan Esfarjani, bei Intel "Chief Global Operations Manager".

(Bild: Carsten Koall/dpa)

Und wo Pat Gelsinger schon in Europa weilte, verkündete er gleich auch in Israel den Bau einer weiteren neuen Chip-Fab für 25 Milliarden US-Dollar am bestehenden Standort Kiryat Gat. Es wird die größte einzelne Investition eines ausländischen Investors in Israel sein, wo Intel schon jetzt das größte Exportunternehmen und einer der größten Arbeitgeber ist. Schließlich könnte Intel sich noch als führender Investor beim CPU-Entwickler ARM einkaufen, der noch 2023 an die Börse will.

Intels Aktienkurs stieg seit Jahresbeginn deutlich an, anscheinend vertrauen die Anleger Gelsingers Kurs. Jetzt fehlt bloß ein deutlicher Aufschwung der Halbleiterbranche. Stattdessen sagen die Marktforscher von IDC voraus, dass der PC-Absatz im laufenden Jahr um insgesamt 14 Prozent schrumpfen wird. Bei Tablets soll es sogar um 17 Prozent bergab gehen. Der Nachfragemangel drückt die SSD-Preise weiter, kürzlich rutschten die ersten 2-TByte-SSDs unter die 80-Euro-Marke.

Während Smartphone-Prozessoren und Apples M-CPUs seit Jahren eingebaute KI-Beschleuniger haben, beherrschen bisherige x86-Prozessoren von AMD und Intel nur einige wenige KI-Befehle. Na gut, in Intel-Chips haust noch der "Gaussian and Neural Accelerator" GNA, der sich zur Rauschunterdrückung in Audiodaten einspannen lässt.

Bisher ist der Bedarf an KI-Rechenleistung bei Desktop-PCs, Notebooks und Tablets auch gering. Denn damit fotografiert kaum jemand, während KI-Einheiten in Smartphones beispielsweise Fotos aufhübschen. PC-Spiele wiederum nutzen KI, aber die KI-Bildskalierung erledigt dabei die Grafikkarte. Trotzdem kommen nun x86-Prozessoren mit KI-Einheiten, nämlich die mobile Ryzen-Familie 7040 von AMD und im Herbst dann Intels "Core ohne i" Meteor Lake. Die XDNA-Technik von AMDs KI-Beschleuniger Ryzen AI stammt von der zugekauften Tochter Xilinx. Intels Vision Processing Unit (VPU) nutzt die technische Basis der 2016 zugekauften Firma Movidius.

Bisher gibt es aber kaum (Windows-)Software, die solche KI-Beschleuniger für die breite Masse einbindet. AMD wirbt für Ryzen AI ernsthaft mit den "Windows Studio Effects", die letztlich bloß Webcambilder verbessern und beispielsweise die Blickachse korrigieren. Andere Softwarepartner scheint man nicht gefunden zu haben, dabei müssten sich Anbieter von Apps für Foto-, Video- und Musikbearbeitung doch alle Finger nach KI-Hardware lecken. Doch auch Microsoft selbst werkelt schon seit geschlagenen fünf Jahren am Windows-KI-Unterbau WinML. Derzeit kauft man die KI-Einheiten von AMD und auch Intel daher als Katzen im Sack.

Auf einer ganz anderen Ebene – der des BIOS – bemüht sich AMD um Offenheit, nämlich mit der "Open-Source x86 Silicon Initialization Library" (openSIL) etwa für Coreboot-Firmware. Doch openSIL ermöglicht kein Booten ohne proprietären Binärcode, denn Letzteren führt zunehmend der Platform Security Processor (PSP) aus. Dieser ARM-Kern steuert etwa das "Memory Training", das für stabilen Datenaustausch zwischen RAM und Speichercontroller sorgt. Es ist schwer zu verstehen, was eine Offenlegung kleiner Teile von Firmware-Quellcode bringen soll, wenn andere Teile nicht einmal öffentlich dokumentiert werden.

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(ciw)