Kernel-Log: USB-Kamera-Treiber in 2.6.26, neue 2.6.25-Variante veröffentlicht

Kurz vor der Fertigstellung von 2.6.26 nahm Torvalds noch einen generischen Treiber für USB-Webcams auf; das Stable-Team empfiehlt Anwendern ein Update auf 2.6.25.10, sagt aber nicht, warum; der Grafiktreiber radeonhd nutzt zukünftig verstärkt AtomBIOS.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis
Kernel-Log-Logo
Linus Torvalds hat kurz vor der Veröffentlichung der neunten Vorabversion von Linux 2.6.26 den im Berlios-Projekt linux-uvc entwickelten Treiber uvcvideo in den Hauptentwicklungszweig des Linux-Kernels aufgenommen. Dadurch wird die nächste, in Kürze erwartete Kernel-Version 2.6.26 und viele der darauf aufbauende Distribution eine ganze Reihe von via USB angesprochenen Video-Kameras unterstützen, die der USB Device Class Definition for Video Devices (kurz meist USB video class oder UVC genannt) folgen; dazu zählen insbesondere viele der in neueren Notebooks verbauten Webcams.
Etwas ungewöhnlich ist der späte Aufnahmezeitpunkt, denn 200 Kilobyte große Patches sollten eigentlich am Anfang, und nicht am Ende des Entwicklungszyklus aufgenommen werden. Das soll Entwicklern und Testern genug Zeit geben, eventuelle Fehler zu finden und zu korrigieren. Der Treiber steht allerdings weitgehend für sich alleine – es ist eher unwahrscheinlich, dass er Probleme bei Anwendern auslöst, die den Treiber nicht benutzen.
2.6.26-rc9 veröffentlichte Torvalds jedoch nicht nur wegen des neuen Treibers, sondern auch, weil ihm die Liste der bekannten und noch nicht behobenen Fehler im Hauptentwicklungszweig noch zu lang war – zwei Wochen zuvor hatte er noch gehofft, dass 2.6.26-rc8 die letzte Vorabversion von 2.6.26 sein könnte. Mittlerweile ist die Fehlerliste jedoch deutlich kürzer geworden; eine Veröffentlichung von 2.6.26 in den kommenden Tagen scheint daher wahrscheinlich, wenn nicht noch jemand neue oder schwerwiegende Fehler ausgräbt.
Die Betreuer der Linux-Stable-Series haben indes wie bereits im vorangegangenen Kernel-Log angekündigt die Kernel-Version 2.6.25.10 veröffentlicht. Auf Korrekturen für Sicherheitslücken oder schwerwiegende, eine große Anzahl von Nutzern betreffende Fehler weist die Freigabemail nicht explizit hin – sie empfiehlt jedoch allen 2.6.25-Anwendern den Wechsel auf die neue Version mit Nachdruck ("any users of the 2.6.25 kernel series are STRONGLY encouraged to upgrade to this release."). Dies führte wie schon vor einigen Wochen zu einer Diskussion, denn einige Anwender und Entwickler würden gerne wissen, warum sie denn das Update unbedingt einspielen sollen.
Mit den X.org-Grafiktreibern radeon (Bestandteil des X.org-Treiberpakets xf86-video-ati) und radeonhd stehen Besitzern von neueren Radeon-Karten derzeit gleich zwei vom Funktionsumfang recht ähnliche Open-Source-Treiber zur Verfügung. Die Radeonhd-Entwickler hatten bislang jedoch starke Vorbehalte gegenüber AMDs AtomBIOS und nutzten die beim Treiber radeon und den proprietären AMD-Treibern für Windows und Linux eingesetzte GPU-Abstraktionsschicht daher kaum.
Nach Informationen von Phoronix wollen die radeonhd-Entwickler jedoch nach Druck von AMD nun verstärkt auf AtomBIOS setzen. Bislang läuft die Entwicklung der radeonhd-AtomBIOS-Unterstützung allerdings noch in einem separaten Entwicklerzweig. Der soll durch die AtomBIOS-Nutzung allerdings nun auch die kürzlich neu vorgestellten Radeon-HD-48xx-Modelle unterstützen – der Treiber radeon und AMDs proprietärer Treiber waren dazu bereits bei der Vorstellung der Grafikkarten in der Lage.
Kernel-Log-Staccato:
  • Adam Jackson hat die Version 1.4.9 des für Matrox-Grafikkarten geeigneten X.org-Treibers mga freigegeben.
  • rt2x00-Entwickler Ivo van Doorn hat angekündigt, die Arbeit an der Treiber-Unterstützung für die Ralink-Chipsätze rt2860 und rt2870 wieder aufzunehmen.
  • Einige WLAN-Entwickler werden auf einem im Rahmen des diesen Monat stattfindenden Ottawa Linux Symposium (OLS) einen Mini-Summit abhalten, um aktuelle Themen rund um die WLAN-Unterstützung des Linux-Kernels zu diskutieren.
  • Keith Packard hat in seinem Blog einen Status-Bericht zu den Hintergründen und dem Entwicklungsstand und des in Zukunft vom Intel-Grafiktreiber genutzten GEM (Graphics Execution Manager) veröffentlicht.
Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich auch in den vorangegangen Ausgaben des Kernel-Logs auf heise open:
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