Kernel-Log: heiße Entwicklungsphase von 2.6.25 abgeschlossen, Zukunft des X-Servers

Die Veröffentlichung von 2.6.25-rc1 schließt die erste Entwicklungsphase von 2.6.25 ab; X-Entwickler basteln an DRI2, TTM Memory Manager und wollen die Ansteuerung der Grafik-Hardware teilweise in den Kernel verlagern.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Nach etwas mehr als zwei Wochen hat Linus Torvalds mit der Veröffentlichung von 2.6.25-rc1 nun die erste Phase des Kernel-Entwicklungszyklus abgeschlossen, in der das Gros der Änderungen für die nächste größere Kernel-Überarbeitung den Weg in das Quellcodeverwaltungssystem von Linux findet. Bis zur Mitte April erwarteten Fertigstellung von 2.6.25 sollen sich die Kernel-Hacker nunmehr auf das Ausmerzen von Fehlern konzentrieren.

In der ersten Vorabversion sollten daher alle größeren Neuerungen von 2.6.25 bereits zu finden sein. Die wichtigsten von ihnen fanden hier im Kernel-Log bereits Erwähnung: die Verbesserungen an ext4 etwa, das Sicherheitsframework Smack, die proprietären USB-Treiber ein Bein stellenden Änderungen am USB-API sowie die neuen WLAN-Treiber ath5k und rtl8180. Die zur Integration vorgeschlagene Kernel-Debugging-Infrastruktur KGDB schaffte es nicht mehr in den Kernel – nachdem diese zuerst ausgespart wurde und Torvalds seine Bedenken öffentlich äußerte, kam allerdings noch einmal richtig Schwung in die Sache. Einige der KGDB-Hacker überarbeiteten das Framework wieder an einigen Stellen und ließen den Code durch andere Kernel-Hacker kritisch beäugen – in den Entwicklerzweig, aus dem 2.6.25 hervorgehen wird, wurde der Code aber nicht mehr aufgenommen.

Nicht nur die Entwickler des Kernels sind fleißig, sondern auch die des X-Servers von X.org. Sie bereiten für die kommenden Monate eine ganze Reihe wichtiger Neuerungen vor, die nach und nach die der grafischen Oberfläche zugrunde liegenden Technik signifikant verändern. Schon recht weit gediehen ist DRI2 – dessen Entwickler Kristian Høgsberg kündigte vor einer Woche an, in Kürze erste Teile von DRI2 in den Entwicklerzweig des X-Servers zu integrieren. Abgeschlossen ist die Arbeit an DRI2 aber noch nicht, daher soll das Framework parallel zu der in die Jahre gekommen Direct Rendering Infrastructure (DRI) existieren und erst einmal optional sein.

Solche Fehldarstellungen soll DRI2 beheben.

DRI2 soll unter anderem Probleme bei der Koordination von 3D-Anwendungen mit DRI und Compositing Window Manager beseitigen – derzeit zeichnet bei AIGLX eine im Fenster laufende DRI-Anwendung stetig weiter an der dem Fenster zugewiesenen Stelle auf den Bildschirm, selbst wenn man dem Cube-Effekt von Compiz den Desktop dreht. DRI2 benötigt allerdings zur Funktion den TTM Memory Manager im Linux-Kernel – den hatte einer der Kernel- und X-Entwickler ursprünglich in Linux 2.6.25 einbringen wollen, von diesem Plan dann aber dann doch kurzfristig wieder Abstand genommen.

Der TTM Memory Manager soll langfristig auch die Grundlage für einige andere Verbesserungen bei der grafischen Oberfläche und deren Treibern bilden. Damit nicht genug: Auch die Pläne, den zur grundlegenden Ansteuerung der Grafikhardware und dem Einstellen der Bildschirmmodi nötigen Code in den Linux-Kernel auszulagern, schreiten laut dem auf der linux.conf.au von Keith Packard gehaltenen Vortrag "Roadmap to recovery: Pain and Redemption in X driver development" (Video, Präsentation) weiter voran. Durch diesen Schritt soll der Kernel dann etwa gleich beim Booten die richtige Auflösung einstellen, was störendes Flackern während des Bootvorgangs oder beim Wechsel von der grafischen Oberfläche auf eine Text-Konsole weitgehend eliminieren soll. Zudem arbeiten die X-Hacker daran, den X-Server so zu verändern, dass er ohne Root-Rechte läuft. Verbesserungen an den Stromspartechniken, der Hotplug-Infrastuktur, der Performance und beim Fast User Switching stehen ebenfalls auf der Agenda.

Kernel-Log Staccato: Die kürzlich freigegeben Kernel-Versionen 2.6.22.18, 2.6.23.16 und 2.6.24.2 korrigieren eine kritische Sicherheitslücke in neueren Linux-Kerneln, über die sich Benutzer Root-Rechte verschaffen können. In den Entwicklerzweig von Linux 2.6.25 wurde der umstrittene Patch zum dynamischen Laden modifizierter ACPI-DSDT-Tabellen aus dem Initramfs integriert – es gab jedoch neue Kritik an der Implementation, sodass noch ungewiss ist, ob der Patch nicht noch wieder rausfliegt.

Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich auch in den vorangegangen Ausgaben des Kernel-Logs auf heise Open: