Kostenloser RHEL7-Nachbau: Oracle Linux 7 freigegeben

Die neue Generation der Linux-Distribution unterstützt das Tracing-Software Dtrace, Container-Virtualisierung mit LXC und Live-Kernel-Patching mit Ksplice. Zudem wird der Einsatz von Btrfs durch Oracle unterstützt, wenn man einen speziellen Kernel einsetzt.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Oracle hat die Version 7.0 seiner kostenlos erhältlichen Linux-Distribution veröffentlicht. Wie seine Vorgänger ist auch die neue Distributions-Generation zu weiten Teilen ein Nachbau eines Red Hat Enterprise Linux (RHEL) mit derselben Versionsnummer. Oracle hat aber noch einige Funktionen eingebaut, daher unterstützt Oracle Linux 7 auch Container-Virtualisierung mit LXC (Linux Containers) und das Tracing mit dem ursprünglich für Solaris entwickelten Dtrace.

Oracle hat auch einige Verbesserungen zur Virtualisierung mit Xen eingebaut. Zum Korrigieren von Kernel-Fehlern zur Laufzeit setzt Oracle Linux auf Ksplice; Red Hat hat mit Kpatch eine ähnliche Technik mit modernerem Ansatz in Entwicklung, die RHEL 7.0 beiliegt, beim Red-Hat-Support aber noch außen vor bleibt. Der deckt auch den Einsatz von Btrfs nicht ab, für das Oracle wie zuvor Support liefert, wenn man einen Support-Vertrag mit dem Unternehmen abschließt. Oracle unterstützt das Dateisystem aber nur beim Einsatz des Unbreakable Enterprise Kernel Release 3 (UEK R3); einen auf Linux 3.8 basierenden Kernel, den es auch für Oracle Linux 5 und 6 gibt. Wie gewohnt liegt Oracle Linux 7 aber auch ein "Red Hat Compatible Kernel (RHCK)" bei, der bei Oracle Linux 7 von dem 3.10er-Kernel abstammt, den RHEL7 verwendet. Einige weitere Details zum neuen Oracle Linux listeten die Release Notes.

Im Vergleich zur 6er-Generation von Oracle Linux bringt die neue Distributions-Generation auch alle wichtigen Verbesserungen, die Red Hat mit dem vor gut sechs Wochen veröffentlichten RHEL 7.0 eingeführt hat – darunter Unterstützung zur Container-Virtualisierung mit Docker, XFS als Standard-Dateisystem, Systemd als Init-System und Gnome 3.8 im Classic Modus als Standard-Desktop.

Wie beim RHEL-Klon des CentOS-Projekts sind auch bei Oracle Linux alle Updates für die Distribution kostenlos erhältlich. Oracles Distribution soll zudem komplett kompatibel zur Vorlage von Red Hat sein. Durch die zusätzlichen Features kann sich Oracle Linux aber in bestimmten Situationen leicht anders verhalten als RHEL; das CentOS-Projekt versucht genau das tunlichst zu vermeiden und baut sogar bewusst Fehler ein ("Bug compatibility"), um bestmögliche Kompatibilität zu erreichen.

Das CentOS-Projekte hatte seinen RHEL7-Nachbau bereits vor zwei Wochen veröffentlicht. Seit dem hat das Projekt noch ein lediglich 1 MByte kleines Netzwerk-Boot-Image und ein für CDs geeignetes Installation-ISO nachgereicht. Das Fermilab, das die RHEL-basierte Distribution Scientific Linux vorantreibt, arbeitet derweil noch an einem Nachbau von RHEL7. (thl)