Meldeportal für "kritische Ereignisse in der medizinischen Versorgung" gestartet

Über ein Meldeportal sollen Versicherte erstmals über kritische, aber auch positive Ereignisse in der medizinischen Versorgung berichten können.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 17 Kommentare lesen

(Bild: RusAKphoto / Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Mit einem Internetportal für kritische Ereignisse – Critical Incident Reporting System, CIRS – will der Verband der Ersatzkassen (vdek) Versicherten eine Stimme geben. Das Portal soll aber kein Ersatz für individuelle Beschwerden sein, denn Versicherte können Behandlungsfehler unter anderem auch bei Gutachtern und Krankenkassen melden. Über das CIRS sollen Patienten barrierefrei negative und positive Erfahrungen für die Verbesserung des Systems teilen können.

Mit von der Partie sind auch Krankenkassen wie die Techniker, die Barmer und die DAK Gesundheit, die sich nach eigenen Angaben seit Jahren für Patientensicherheit einsetzen. Zunächst startet das Meldeportal als Pilotprojekt, das bis 2025 laufen soll und laut Angaben der dpa über ein Budget von rund 300.000 Euro verfügt, womit 600 Fälle bearbeitet werden sollen. Dabei sei dies das erste CIRS, das sich direkt an Versicherte und ihre Angehörigen wendet. Zudem spiele es keine Rolle, wo die medizinische Versorgung stattfindet, ob im Kreißsaal, in der Praxis oder in der Pflege.

"Ob im Krankenhaus, in der ambulant-ärztlichen Versorgung oder in einer Pflegeeinrichtung: [...] manchmal kommt es zu kritischen Ereignissen oder auch vermeidbaren Fehlern. Das können beispielsweise Medikamentenverwechslungen, falsch gedeutete Symptome oder das unbeabsichtigte Hinterlassen eines Tupfers bei einer Operation sein", heißt es vom vdek. Das System sei längst überfällig. Mit dem CIRS wolle man Fehlerrisiken systematisch abbauen und Schwachstellen und risikobehaftete Situationen identifizieren, die sonst nicht bekannt würden und auf mangelnden Abstimmungen zwischen den Professionen basieren.

Patienten oder deren Angehörige sind meist die Einzigen, die den Behandlungsprozess von Anfang bis Ende erlebten. "Ihr Wissen kann uns einen großen Schritt weiterbringen, vermeidbare Fehler zu erkennen", sagt Ulrike Elsner, Vorstandschefin des Ersatzkassenverbands. Ziel der vdek-Plattform sei es laut Elsner, "kritische Ereignisse in anonymer Form transparent zu machen, um daraus für die Zukunft zu lernen".

Berichtete Fälle sollen von einem Expertenteam aus Medizin, Pflege, Pharmazie, Geburtshilfe und anderen Bereichen der Patientenversorgung gesichtet und bewertet werden. Ziel ist eine bessere Versorgung, die Patienten zugutekommen soll. "Beschimpfungen und Beschuldigungen ohne Bezug zur Patientensicherheit" werden nicht bearbeitet, sagt Markus Rall, Geschäftsführer der Gesellschaft für Patientensicherheit bei der Vorstellung des Portals.

Meldeportal: Auszug aus dem Fragebogen für Behandlungen.

(Bild: Verband der Ersatkassen)

Die Experten bewerten die Fälle und anonymisieren sie. Einzelfälle sollen nicht identifizierbar sein. Unter anderem wird der Name gestrichen. Anschließend werden die Fälle freigeschaltet und sind dann ebenfalls über mehr-patientensicherheit.de über "Fälle lesen" öffentlich einsehbar.

Von Experten bewertete Fälle bei mehr-patientensicherheit.de.

(Bild: mehr-patientensicherheit.de)

Hinter der Plattform steht die Deutsche Gesellschaft für Patientensicherheit und das Aktionsbündnis Patientensicherheit. Außerdem gibt es einen "Fall des Monats", der einen speziellen Fall besonders hervorheben soll. Inworks stellt die CIRS-Software bereit, die laut eigenen Angaben "alle relevanten Anforderungen aus dem SGB V, dem Patientenrechtegesetz, den Richtlinien des G-BA sowie den entsprechenden Empfehlungen des APS an ein internes Fehlermeldesystem (Critical Incident Reporting System)" erfüllt.

(mack)