Metabox stellt Insolvenzantrag

Wieder ist ein ehemals teuer gehandeltes Unternehmen des Neuen Marktes in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Doch bei der Metabox AG kommen die aktuellen Probleme nicht gerade überraschend.

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  • dpa

Das seit Monaten von Skandalen erschütterte Multimedia-Unternehmen Metabox ist zahlungsunfähig. Die Metabox AG stellte heute einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Hildesheim. Als Grund nannte der Hersteller so genannter Settop-Boxen zur Internet-Nutzung per Fernseher akute Zahlungsunfähigkeit. Morgen solle in ersten Gesprächen mit dem Insolvenzverwalter nach Wegen gesucht werden, das Unternehmen weiter zu führen. Der Vorstandsvorsitzende Stefan Domeyer sei optimistisch, dass dies gelingen könne, sagte eine Sprecherin am Nachmittag.

Mit der Insolvenz hat eine seit Monaten andauernde Serie von Krisen bei Metabox einen neuen Höhepunkt erreicht. Zuletzt hatte das Unternehmen Ende April seine Jahresbilanz nicht fristgerecht vorgelegt und dann verspätet nicht testierte Zahlen präsentiert. Der Jahresfehlbetrag lag mit 26,8 Millionen Mark (13,7 Mio Euro) fast 8 Millionen Mark höher als noch im Januar angegeben. Vorher war sogar von Gewinn die Rede gewesen. Zuvor setzte Metabox wiederholt die Umsatzerwartung herunter: Aus zunächst angekündigten 200 Millionen Mark wurden schließlich 47,2 Millionen. Der für 2001 angekündigte Umsatz von 600 Millionen Mark wurde Anfang Mai ohne neue Angaben zurückgezogen.

Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt wegen des Verdachts des Kapital- und Kursbetrugs sowie des Insiderhandels. So gibt es Zweifel an drei angeblichen Großaufträgen aus dem Ausland, die Metabox im vergangenen Jahr per Börsen-Pflichtmitteilung (Ad-hoc-Mitteilung) veröffentlichte. Die Auftraggeber sind bis heute nicht öffentlich bekannt. Außerdem veröffentlichte "Der Spiegel" Vorwürfe, Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder hätten bei Kapitalerhöhungen Aktien des Unternehmens deutlich unter Marktpreis gezeichnet. Domeyer wies dies zurück. Im Zuge der Ermittlungen wurden die Unternehmenszentrale und Wohnungen von Führungskräften durchsucht. Ende März zog Domeyer angesichts der finanziellen Probleme die Reißleine: Er entließ ein Drittel der 120 Beschäftigten, um 2,8 Millionen DM Personalkosten im Jahr zu sparen. (dpa) / (mw)