Microsoft begräbt Teile von "Oslo"

Einst als großes SOA-Projekt gestartet, dann auf die Datenbankmodellierung reduziert, hat Microsoft nun die Entwicklung wichtiger Techniken des Oslo-Projekt gestoppt. Die Redmonder halten allein an der Modellierungssprache "M" fest.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 42 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Alexander Neumann

Don Box und Douglas Purdy, maßgebliche Ingenieure im Umfeld von Microsofts Modeling-Techniken, können einem fast schon ein wenig leidtun [Korrektur]Purdy hat Microsoft Anfang September verlassen[/Korrektur], musste Box nun bekannt geben, dass Microsoft Schlüsseltechniken der Modeling-Plattform "Oslo" nicht mehr weiterentwickelt werden. Stattdessen setzen die Redmonder den Fokus verstärkt auf das Open Data Protocol (OData) und das Entity Data Model (EDM) des Entity Framework aus ADO.NET.

Auf der Microsoft SOA Conference im Oktober 2007 hatte Microsoft Oslo unter eben diesem Codenamen als großes SOA-Projekt angekündigt, das die Modellierung, Implementierung und den Betrieb solcher Lösungen revolutionieren sollte. Ein Jahr später war Oslo dann schon auf den Modellierungsaspekt reduziert. Microsoft stellte "M", davon abgeleitete domänenspezifische Sprachen (DSLs), den grafischen Designer "Quadrant" und ein Datenbank-Repository für Modelle vor.

Auf der letzten PDC im November 2009 fassten die Redmonder den Oslo-Begriff noch mal etwas enger, und zwar unter der neuen Bezeichnung "SQL Server Modeling" auf die Datenbankmodellierung. M wurde jetzt als eine SQL-Alternative zur Definition von Datenbankschema und -inhalten gesehen. Das Repository hieß "SQL Server Modeling Services". Quadrant war jetzt ein Werkzeug für das Visualisieren und Bearbeiten von Datenbankinhalten.

Holger Schwichtenberg, Experte im .NET-Umfeld, äußerte sich damals zur Reduzierung von Oslo auf die Datenbankmodellierung: "Mit dem ADO.NET Entity Framework und dem zugehörigen XML-basierten Entity Data Model sowie dem grafischen Designer auf der einen Seite und dem textbasierten M mit "Quadrant“ auf der andere Seite scheint Microsofts Daten-Strategie für viele .NET-Entwickler aber zunehmend unübersichtlicher. M nähert sich von der textbasierten Seite stark dem an, was man mit EDM schon in XML-Form und einem zugehörigen Designer kann. Allerdings kann bisher Quadrant nur direkt auf Datenbanken zugreifen und nicht über das das Entity Framework."

Nun stellt sich heraus, dass Quadrant und das Repository nicht mehr länger auf Microsofts Entwicklungsplan stehen. Damit geschieht das, was Gerüchte Anfang August andeuteten. Auf Anfrage war von Microsoft-Seite damals nur zu hören, dass der Konzern Gerüchte nicht kommentiere sowie SQL Server Modeling ein wichtiger Aspekt des Unternehmens Data-Platform-Strategie bleibe und die Pläne dahin gingen, die Modeling-Plattform in einem zukünftigen Release des SQL Server beziehungsweise von SQL Azure zu veröffentlichen.

Befragungen von Kunden hätten ergeben, dass diese eher ein lose gekoppeltes Vorgehen auf Basis gängiger Protokolle und Datenmodelle bevorzugen würden, anstatt auf einen datenbankgetriebenen Ansatz zu setzen, so heißt das jetzt aus Box' "Feder". Das hingegen will OData umsetzen, das auf dem HTTP-Aufsatz AtomPub basiert und Anleihen bei der REST-Architektur (Representational State Transfer) nimmt. Mit ihm lassen sich allein über die URL komplexe Datenbankabfragen vornehmen.

So weit kommt es nun erst gar nicht, da Microsoft jetzt den lose gekoppelten und standardisierten Weg mit OData und EDM dem datenbankgetriebenen Ansatz vorzieht. An "M" hält der Konzern fest. Während die Entwickler mit der Sprache das Oslo-Repository und Quadrant gebaut hatten, scheint es ein großes Interesse bei Microsoft und auch außerhalb gegeben zu haben, "M" für andere Anwendungen zu nutzen. Deswegen werden die Redmonder weiterhin in die Modellierungssprache investieren und beizeiten weitere Pläne dazu vorstellen. (ane)