Microsoft verfehlt Erwartungen, aber Aktienkurs steigt nach positivem Ausblick

Währungsschwankungen, Corona-Lockdowns, Ukraine-Krieg und ein nachgebender PC-Markt bremsen Microsoft aus. Umsatz und Gewinne steigen langsamer als zuvor.

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Schild "Microsoft" an Einfahrt zu Microsoft-Gelände, davor eine auf Rot stehende Fußgängerampel

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Frank Schräer
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Microsoft hat im jüngsten Quartal trotz Umsatz- und Gewinnsteigerungen schlechter als erwartet abgeschnitten. Corona-Lockdowns in China, Belastungen durch den Ukraine-Krieg und der zuletzt schwächere PC-Markt erschwerten die Geschäfte, teilte der Konzern am Dienstag nach Börsenschluss in den USA mit. Da Microsoft aber einen rosigen Ausblick für die nächsten zwölf Monate abgab, ist der Aktienkurs nachbörslich um einige Prozentpunkte angestiegen.

In den drei Monaten bis Ende Juni legte Microsofts Umsatz im Jahresabstand um 12 Prozent auf 51,9 Milliarden US-Dollar zu. Der Betriebsgewinn stieg um 8 Prozent auf 20,5 Milliarden Dollar. Unter dem Strich bleiben Microsoft laut Mitteilung 16,7 Milliarden Dollar Reingewinn – nur 2 Prozent mehr als noch im gleichen Quartal des Vorjahres.

Trotz dieser Geschäftszuwächse hatten Analysten mit besseren Zahlen gerechnet. Schließlich ist dies das niedrigste Umsatzwachstum des Software-Konzerns seit 2020, wie CNBC anmerkt. Zudem habe Microsoft erstmals seit 2016 in einem Quartal weniger Gewinn eingefahren als allgemein erwartet worden sei.

Die Bilanz litt auch erheblich unter dem starken Dollar, der Auslandseinnahmen nach Umrechnung in US-Währung schmälert. Ohne diesen Wechselkurseffekt hätte das Umsatzplus dem Unternehmen nach bei 16 statt 12 Prozent gelegen und der Nettogewinn wäre um 7 statt 2 Prozent gewachsen. Damit hat Microsoft durch die Währungsschwankungen über eine halbe Milliarde Dollar Gewinn verloren.

Das gilt auch für die Ergebnisse der einzelnen Geschäftsbereiche Microsofts. So sind die Einnahmen der "intelligenten Cloud", die Azure, SQL-Server, Windows-Server und Enterprise-Dienste umfasst, um 20 Prozent auf 20,9 Milliarden Dollar gewachsen. Bei konstanter Währung wäre es ein Plus von 25 Prozent gewesen. Auch der LinkedIn-Umsatz stieg damit nur um 26 statt 29 Prozent – trotz sinkender Einnahmen von Werbekunden, wie Microsoft beklagt. Dies habe sich auch auf die Einnahmen der eigenen Suchmaschine negativ ausgewirkt, die trotz steigender Abrufe und Umsatz pro Suchabfrage weniger Einnahmen produziert hat als prognostiziert.

Zudem hat Microsoft aufgrund des anhaltenden russischen Angriffs auf die Ukraine sein Russland-Geschäft weitgehend gestoppt. Das habe zu Betriebskosten in Höhe von 126 Millionen Dollar geführt, da Forderungen nicht mehr eingebracht werden können, Abfindungen gezahlt und Verluste bei Vermögenswerten verzeichnet werden mussten.

Ein Geschäftsbereich mit Einnahmerückgang ist die Gaming-Sparte. So ging der Umsatz mit Xbox-Inhalten und -Diensten um 6 Prozent zurück und die Einnahmen aus Verkäufen der Xbox-Hardware sogar um 11 Prozent. Dagegen konnte Microsoft bei seinen Surface-Produkten eine Umsatzsteigerung von 10 Prozent verzeichnen.

Die Einnahmen durch Verkäufe von Windows-Lizenzen an Computerhersteller gingen ebenfalls zurück, aber nur um 2 Prozent. Laut Microsoft sind die Gründe dafür in einem schwächeren PC-Markt, wo die PC-Verkäufe im letzten Quartal um rund 12 Prozent zurückgegangen sind, sowie an den Fabrik-Schließungen in China im April und im Mai wegen Corona-Lockdowns zu suchen.

Für das gerade angelaufene Quartal erwartet Microsoft Umsätze zwischen 49,25 und 50,25 Milliarden Dollar. Das wären etwa 10 Prozent mehr als noch im gleichen Zeitraum des Vorjahres, als der anhaltende Cloud-Boom Microsoft einen kräftigen Gewinnsprung bescherte. "Wir erwarten weiterhin ein zweistelliges Umsatz- und Betriebsergebniswachstum bei konstanten Wechselkursen und in US-Dollar", erklärte Microsofts Finanzchefin Amy Hood mit Blick auf die kommenden zwölf Monate. Dafür wird der Konzern auch die Nutzungsdauer seiner Server und Netzwerkgeräte von vier auf sechs Jahre verlängern.

Die Aktie Microsofts reagierte nachbörslich zunächst mit Kursverlusten, nachdem sie im Laufe des Tages bereits um fast 3 Prozent gesunken war. Kurz darauf drehte sich der Trend, sodass das Papier schließlich bei einem Tagesplus von 4 Prozent gelandet ist. Insgesamt aber hat der Börsenkurs Microsofts im Laufe dieses Jahres um fast 25 Prozent nachgegeben.

(fds)