Miguel de Icaza: .NET-Technik für Webbrowser
Der Initiator des Mono-Projekts schlägt vor, die Common Language Infrastructure in Browser zu integrieren. Dadurch hätten Webentwickler die Wahl zwischen mehr Programmiersprachen und könnten bessere Anwendungen erstellen.
- Christian Kirsch
Wäre die von Microsoft entwickelte Common Language Infrastructure (CLI) in aktuelle Browser integriert, könnten Entwickler wesentlich besser Web-Anwendungen erstellen – so das Credo eines Blog-Eintrags von Miguel de Icaza. CLI erlaube den Einsatz unterschiedlicher Programmiersprachen, etwa streng- und untypisierter. Entwickler könnten sich zwischen "Leistung und Skriptsteuerung" (performance and scriptability) entscheiden, und im Allgemeinen gäbe es schnellere Anwendungen, da geschwindigkeitsrelevanter Code von streng-typisierten Sprachen ausgeführt werden könnte.
Icaza schlägt folglich vor, die CLI direkt in den Browser zu integrieren. Dies sei im Prinzip möglich, indem man die freie .NET-Implementierung Mono hinzulinke. Denkbar wären dann Konstrukte wie
<script language="csharp">
from email in documents.ElementsByTag ("email")
email.Style.Font = "bold";
</script>
oder
<script language="csharp" source="ImageGallery.cs"></script>
in Web-Anwendungen, sodass der Browser den C#-Code übersetzt. Es ließen sich aber auch Binärdateien in der Common Intermediate Language (CIL) auf diese Art laden. Nach Icazas Worten zeige das Gestalt-Projekt, was mit einer CLI-Implementierung im Browser möglich sei. Allerdings bringe dessen Technik nicht nur Vorteile, denn Gestalt benötigt ein Silverlight-Plug-in, um beispielsweise Ruby-Code im Browser ausführen zu können. Icaza will jedoch eine CLI-Umsetzung direkt im Browser, die ohne Plug-in auskommt. "Bleibt die Frage, welcher Browser zuerst drankommt: Firefox oder Chrome", schreibt er.
Miguel de Icaza hat das Mono-Projekt ins Leben gerufen, das eine freie Implementierung von Microsofts .NET schaffen will. CLI ist in einem ECMA-Standard spezifiziert. (ck)