Neue Hinweise auf möglichen Urheber von Krypto-Währung Bitcoin

Ist der Erfinder der Digitalwährung Bitcoin schließlich enttarnt? Es soll ein IT-Experte aus Australien sein. Doch berichtende Medien sind nicht sicher, ob die Spur eine aufwendige Fälschung ist. Andere meinen: Der Erfinder hat sich selbst enttarnt.

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Bitcoin
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Inhaltsverzeichnis
Bitcoin, die digitale Währung

Die virtuelle Währung Bitcoin auf dem Weg ins reale Leben: An speziellen Börsen kann man Bitcoins kaufen und verkaufen, diverse Online-Händler und Läden akzeptieren Bitcoins als Zahlungsmittel, erste Bitcoin-Geldautomaten werden aufgestellt.

Journalisten glauben erneut, den mysteriösen Erfinder der Krypto-Währung Bitcoin enttarnt zu haben. Das Magazin Wired und die Website Gizmodo berichten, ihnen zugespielte Dokumente weisen auf den australischen IT-Experten Craig Steven Wright hin. Die Journalistin Kashmir Hill von Fusion hat auch eine Vermutung, wer der Tippgeber war. Es könnte Craig Steven Wright selbst gewesen sein. Eine Reihe von Vorfällen in diesem Jahr lassen darauf schließen.

So soll Wright sich als Redner bei einer Bitcoin-Konferenz im Oktober in London schon verplappert haben. Vom Moderator gefragt, in welchem Verhältnis er zu Bitcoin stehe, antwortete Wright: "Hm...Ich bin schon lange involviert...für eine lange Zeit." Wired ergänzt in seiner Berichterstattung, dass Wright nachgeschoben hätte: "Ich...Ich versuche...versuche nicht in Erscheinung zu treten. Hm."

Hill verweist darauf, dass Wright nach Veröffentlichung dieser Aussagen sein Twitter-Konto gelöscht hätte. Dort war sein Wohnsitz als Japan gelistet - was ein starker Hinweis auf das Pseudonym "Satoshi Nakamoto" ist. Als Bitcoin 2009 startete, wurde dieser Name als Urheber angegeben und es wurde bald klar, dass Satoshi Nakamoto ein Pseudonym sein muss. Wright war bisher als Bitcoin-Experte bekannt und hatte auch den Aufbau einer Bank für die Digitalwährung angekündigt. Dennoch wurde er bisher nicht als Figur hinter Satoshi Nakamoto gehandelt.

Wright soll aber auch in einer Amazon-Buch-Rezension eine Spur hinterlassen haben. Der New York Times-Reporter Nathaniel Popper hatte ein Buch über die Geschichte von Bitcoin verfasst und Wright kommentierte das Buch recht sarkastisch. Er verstehe gar nicht, wieso immer davon ausgegangen würde, dass hinter Satoshi Nakamoto ein US-Amerikaner stecken müsste? Wieso könnte nicht daran gedacht werden, dass auch außerhalb des Silicon Valley solche Leistungen möglich wären?

Lakonisch setzt er hinzu, dass er besonders die Berichte über die Bitcoin-Entwicklung im Jahr 2012 mit Interesse gelesen hätte. Die hätte er interessant gefunden, da er mit seiner eigenen Arbeit selbst so beschäftigt gewesen wäre, dass er die damalige Betrachtung "von außen" nicht so recht mitbekommen hätte.

Wright stellt die Frage: Wieso wird nur über US-Amerikaner als mögliche Urheber nachgedacht?

(Bild: Amazon )

Laut Hill kann es kein Zufall gewesen sein, dass dann auch Nathaniel Popper als erster die Mails und Blogeintrag-Kopien zugeschickt bekommen haben soll, auf die sich nun Wired und Gizmodo bei ihrer Enthüllung stützen. Und Popper gibt via Twitter selbst zu, dass er die Dokumente bereits im Oktober zugespielt bekommen habe. Allerdings zweifelte er an ihrer Echtheit. Hill geht deshalb davon aus, dass Wright die Nase voll hatte und - nachdem Popper nicht reagierte - die Dokumente weiter streute.

Mittlerweile schreibt auch Popper, dass er sich unter anderem die Buchrezension bei Amazon durch Wright hätte genauer ansehen sollen. Auch er hält die Enttarnung mittlerweile für plausibel.

In den geleakten Dokumenten finden sich eine Mail-Adresse und ein PGP-Schlüssel, welche mit Satoshi Nakamoto in Verbindung gebracht werden. Außerdem seien Mails und Blogeintrag-Kopien von Wright dabei gewesen, die die Verbindung aufdeckten. Laut weiterer Dokumente soll der IT-Experte außerdem mit der australischen Steuerbehörde verhandelt haben. In einer angeblichen Dokumentation eines Gesprächs mit der Behörde gibt er zu, dass er Bitcoin seit 2009 betreibt.

Und in einer der Mails von Wright, die Gizmodo vorlag, soll er am 10. September geschrieben haben, dass er "diese Satoshi-Sache" nicht weiter durchziehen könne. Danach sei Satoshi Nakamoto laut Nathaniel Popper von der Bildfläche verschwunden.

Laut dieser Dokumentation wusste die australische Steuerbehörde Bescheid.

(Bild: Gizmodo )

Bisher wiesen diverse Dokumente auf den 2013 verstorbenen amerikanischen Computerexperten Dave Kleiman als Partner bei der Entwicklung der Bitcoin-Währung hin. Die Frage nach dem Bitcoin-Urheber ist auch deshalb spannend, weil ihm ein Schatz von 1,1 Millionen Einheiten der Digitalwährung zugerechnet wird. Er wäre nach aktuellem Kurs über 440 Millionen Dollar wert. In den Unterlagen finde sich ein Dokument, in dem Kleiman sich bereiterkläre, die Kontrolle über einen Fonds mit 1,1 Millionen Bitcoin zu übernehmen, betonte Wired. Die PDF-Datei sei mit seiner PGP-Signatur unterschrieben. Es gibt höchstwahrscheinlich nur ein Bitcoin-Paket in dieser Größe. Laut Gizmodo starb Kleiman, der nach einem Motorrad-Unfall auf den Rollstuhl angewiesen war, verarmt.

Diverse Journalisten versuchten in den vergangenen Jahren, die Identität des Bitcoin-Erfinders aufzudecken. Eher blamabel ging im vergangenen Jahr etwa der Anlauf des Magazins Newsweek aus, das glaubte, den pensionierten kalifornischen Ingenieur Dorian Nakamoto als Strippenzieher ausgemacht zu haben, der früher Satoshi hieß.

Anders als in früheren Fällen folgte diesmal wenige Stunden nach den Berichten eine Durchsuchungsaktion bei dem Mann. Es heiße aber, sie hänge mit Ermittlungen der australischen Steuerbehörde zusammen und sei nicht von den Veröffentlichungen zu Bitcoin ausgelöst worden, berichtete die Zeitung Guardian vom Ort der Razzia. (mit Material der dpa) / (kbe)