Nvidia plant Custom-Chips für KI-Kunden

Mehreren Quellen zufolge will Nvidia mit seinen Kunden neue KI-Prozessoren entwickeln. Dafür wird eine neue Abteilung gegründet.

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Nvidias KI-Beschleuniger H100

Nvidias Hopper-Karten sind vielen Kunden zu teuer.

(Bild: Nvidia)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Nico Ernst

Da inzwischen immer mehr Unternehmen wie Meta oder Google eigene Chipdesigns für KI-Berechnungen entwickeln, will Nivida mit diesen Firmen zusammenarbeiten. Dazu wird derzeit eine neue Sparte bei Nvidia geschaffen, welche diese so genannten Custom-Designs zusammen mit den anderen Unternehmen zur Produktionsreife bringen sollen.

Dies berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Bezug auf neun namentlich nicht genannte Personen, die mit den Plänen von Nividia vertraut sein sollen. Bisher agiert der GPU-Spezialist anders als etwa die Konkurrenten AMD und Intel: Diese bieten schon seit Jahren die Integration von fremden Entwicklungen in eigene Chips an, welche die Firmen dann auch herstellen oder bei Auftragsfertigern wie TSMC produzieren lassen.

Am erfolgreichsten ist dabei AMD, das mit seiner "Semi-Custom Unit" seit über zehn Jahren die SoCs für die Spielekonsolen von sowohl Microsoft wie Sony entwickelt und bei TSMC herstellen lässt. Dabei treten die Auftragsgeber Jahre vor dem Marktstart eines neuen Geräts an AMD heran und äußern Wünsche zum Design. Der Chipentwickler schlägt dann vor, welche der schon existierenden oder in Entwicklung befindlichen Technologien im gegebenen Preisrahmen zu einem neuen Gerät passen. Daher ist diese Kooperation auch nur "Semi-Custom", Firmen wie Sony oder Microsoft bringen in der Regel keine eigenen Funktionsblöcke ein.

Nvidia will mit seiner Custom-Sparte aber offenbar auch das Know-how seiner Kunden in künftige Chips einfließen lassen. Meta, beispielsweise, will noch 2024 erste eigene KI-Beschleuniger seiner Marke Artemis in seinen Rechenzentren an den Start bringen. Bisher war Meta, ebenso wie Microsoft mit OpenAI oder Google, maßgeblich abhängig von Nvidias Kapazitäten. Die Nachfrage nach den schnellsten KI-Beschleunigern von Nvidia übersteigt seit Jahren das Angebot. Reuters zufolge müssen für eine einzelne H100-Karte zwischen 16.000 und 100.000 US-Dollar bezahlt werden. Da diese Beschleuniger nur an Großkunden verkauft werden, macht Nvidia keine allgemeinen Preisangaben.

Reuters zufolge herrscht bei den großen Playern im KI-Geschäft Unmut über die hohen Kosten für die Nvidia-Karten. Sie sehen für ihre Anwendungen eigene Designs als kosteneffizienter an, auch was den Energiebedarf betrifft. Daher stünden die Unternehmen in Verhandlungen mit Firmen wie Broadcom oder Marvell, welche ihre Custom-Designs herstellen lassen sollen. Das will Nvidia offenbar mit eigenen Angeboten verhindern. Noch ist aber nicht bekannt, ob der GPU-Marktführer nach dem Beispiel von AMD auch Semi-Custom-Designs zulassen wird. Bisher war Nvidia sehr darum bemüht, seine eigenen Entwicklungen zu schützen und wollte lieber ganze Chips verkaufen, als Teile der Technologien als Lizenzfertigung anzubieten.

Reuters zitierte in seinem Bericht auch Marktforscher, welche den Gesamtmarkt für Custom-Chips – also nicht nur KI-Beschleuniger – für das Jahr 2023 auf 30 Milliarden US-Dollar einschätzen. 2024 soll sich dieses Volumen noch einmal um 10 Milliarden steigern, und 2025 sogar um 20 Milliarden. Wenn sich diese Wachstumsprognosen bestätigen, tut Nivida wohl sehr gut daran, endlich ins Custom-Geschäft einzusteigen. Nvidia wollte zu den Berichten nicht unmittelbar Stellung nehmen.

(nie)