Bonify-App: Schufa gibt Einblick in Negativeinträge

Über den von der Schufa zugekauften Dienst Bonify können Nutzer jetzt auch kostenlos herausfinden, ob über sie unwidersprochene Mahnungen verzeichnet sind.​

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Schufa-Schriftzug auf Gebäude

(Bild: nitpicker/Shutterstock.com)

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Die Schufa arbeitet weiter an der von der Politik immer wieder geforderten Transparenzoffensive. Über die App des Dienstes Bonify der Berliner Firma Forteil, die die Wirtschaftsauskunftei Ende 2022 übernahm, können registrierte Nutzer inzwischen nicht mehr nur kostenlos Einblick in ihren sogenannten Schufa-Basis-Score nehmen, einen Wahrscheinlichkeitswert für ihre Kreditwürdigkeit. Ab sofort ist es darüber auch möglich, negative Schufa-Einträge einzusehen. Dabei handelt es sich beispielsweise um überfällige Zahlungen, die mehrfach etwa von Inkassofirmen angemahnt und nicht bestritten wurden, oder auch Informationen über ein laufendes Verbraucherinsolvenzverfahren.

Auch dieser Service ist prinzipiell gratis. Die Daten werden gleichzeitig mit der Abfrage des Basis-Scores von Bonify per Knopfdruck ausgeliefert und in der Web-App dargestellt. Nutzer können so herausfinden, ob es Forderungen gegen sie gibt, die noch nicht beglichen wurden, oder ob über sie Einträge in öffentlichen Schuldenregistern oder Insolvenzverzeichnissen existieren. "Die negativen Einträge werden quartalsweise bei Bonify aktualisiert, genauso wie der Basisscore", erklärte ein Sprecher von Forteil gegenüber heise online. Mit dem neuen Service biete man Anwendern "noch mehr Transparenz und Kontrolle" über die eigene finanzielle Situation. Die Abrufmöglichkeit soll zeitnah auch in die Bonify-Apps für Android und iPhone Einzug halten.

Negativeinträge drücken den Schufa-Score in der Regel automatisch nach unten, was für ein höheres Zahlungsausfallrisiko steht. Für die Inanspruchnahme der Bonify-App ist eine Registrierung mit dem Personalausweis per Ident-Verfahren oder über ein eigenes Bankkonto nötig. Im zweiten Fall mussten Verbraucher anfangs unter anderem einwilligen, dass der Anbieter "den Kontosaldo sowie die Kontoumsatzdaten von bis zu vierundzwanzig Monaten abruft". So könnten Nutzer auch gleich Produkte von Bonify zum Management der eigenen Finanzen verwenden, hieß es bei der Firmenmutter. Skurrilerweise sind über die App sogar "Schufa-freie" Digitalkredite im Angebot.

Seit August bietet Bonify eine nach eigener Darstellung "datensparsame Option" für die Identifizierung mit dem Bankkonto an. Nutzer könnten sich mittlerweile mit der Kontonummer identifizieren, ohne dass die Transaktionsdaten von dem Fin-Tech verarbeitet werden. Weiter heißt es, es finde hier so "nur zur Identifizierung der Zugriff auf das Konto statt".

Das Bundesministerium für Verbraucherschutz monierte unlängst, die Schufa biete den Verbrauchern "noch keinen ausreichenden Einblick in die angewendeten Regeln" zur Berechnung ihrer Scores. Die Betroffenen sollten einfach, verständlich und auf einen Blick erfahren, was sich positiv oder negativ auf die Bewertung ihrer Bonität auswirke. Den Kontoeinblick über Bonify sieht das Verbraucherschutzressort kritisch: Auskunfteien könnten so vertrauliche Finanzdaten einsehen, auf die sie bislang keinen Zugriff hätten. Sicherheitslücken dürften sich nicht wiederholen.

Bonify betont: Ohne explizites Opt-in flössen keine Daten von der Schufa zu Forteil und umgekehrt. Für die Nutzung des Transparenzservices müssten sich Interessenten anmelden, korrekt identifizieren und "selbstverständlich ihre Einwilligung geben". Die Verbraucherzentrale Bayern warnte aber vor Kurzem: Das Angebot, die Bonität zu verbessern, könnte "viele Nutzer dazu verleiten, leichtfertig einen Einblick in die Kontodaten zu gewähren". Wenn ein Verbraucher seine Einwilligung nur erteile, um seinen Score zu verbessern und an günstigere Kredite zu gelangen, stelle sich die Frage, ob die Zustimmung wirklich freiwillig erfolge. Der Europäische Gerichtshof verwies jüngst auf Probleme mit Schufa-Scores und mahnte enge Grenzen bei der Bonitätsprüfung an. Die Bundesregierung hat darauf diese Woche reagiert.

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Angaben zu Bonify ergänzt.

(mki)