"Open-Source-Monitor": Bedeutung von Open-Source-Software nimmt zu

Die Bedeutung von Open-Source-Software nimmt zu und auch der öffentliche Sektor erkennt deren Relevanz. Das geht aus dem Open-Source-Monitor von Bitkom hervor.

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(Bild: Semisatch/Shutterstock.com)

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Mehr als die Hälfte aller rund 1000 befragten Unternehmen stehen dem Einsatz von Open-Source-Software (OSS) aufgeschlossen gegenüber, wie aus dem seit 2019 zum dritten Mal von Bitkom veröffentlichten "Open-Source-Monitor" hervorgeht. Demnach zeigten sich 34 Prozent der Unternehmen "eher aufgeschlossen" und ungefähr ein Fünftel sogar "sehr aufgeschlossen".

Insgesamt 18 Prozent der befragten Unternehmen lehnen quelloffene Software ab. Dabei schien die Unternehmensgröße eine Rolle zu spielen: Je größer das Unternehmen, desto aufgeschlossener zeigten sie sich der Studie zufolge (PDF) gegenüber OSS. Während bei Unternehmen unter 200 Beschäftigten 51 Prozent dem Thema OSS aufgeschlossen gegenüberstehen, sind es bei den größten befragten Unternehmen ab 2000 Beschäftigten schon 67 Prozent.

Unternehmen ab 20 Beschäftigten (n=1.155) | rundungsbedingte Abweichungen möglich

(Bild: Bitkom Research)

Dabei wurden nach Angaben von Bitkom Unternehmen mit mindestens 20 Beschäftigten in Deutschland "repräsentativ nach Größenklassen und Branchen" befragt. Die Auswertung erfolgte nach Unternehmensgröße und Bereichen wie dem Automobilbau, der Finanzdienstleistung, Energie, IT und Telekommunikation, Verkehr und Logistik. Ebenfalls wurde ein Teil der Stichprobe mit 100 Organisationen aus der öffentlichen Verwaltung zum Einsatz von Open-Source-Software (OSS) befragt.

69 Prozent gaben an, dass in ihrem Unternehmen OSS zum Einsatz kommt, gleichzeitig sehen 66 Prozent der Befragten bisher keine Strategie für den Einsatz von quelloffener Software in ihrem Unternehmen. Unter den Unternehmen ab 500 Beschäftigten haben ein Fünftel ein sogenanntes Open Source Program Office eingerichtet, also eine Abteilung, die für quelloffene Software zuständig ist. Bei den Unternehmen ab 2000 Beschäftigten sind es bereits ein Viertel.

Auf die offene Frage nach dem größten Vorteil durch den Einsatz von OSS gaben die meisten (35 Prozent) die möglichen Kosteneinsparungen an, gefolgt von 16 Prozent, die einen Vorteil im Zugriff auf den Quellcode sehen. Danach folgen, dass der Code einfach den Bedürfnissen entsprechend angepasst werden kann (7 Prozent), und die Erhöhung der digitalen Souveränität (4 Prozent).

Antwort auf die offene Abfrage nach dem größten Vorteil von OSS. Die Befragten durften nur eine Antwort angeben.

(Bild: Bitkom Research)

Drei Prozent finden die bessere Kompatibilität und Interoperabilität zwischen den verschiedenen Programmen am wichtigsten. Es folgten weitere Aspekte wie die große Auswahl an OSS-Komponenten, die Unterstützung von offenen Standards, die Förderung von Innovationen und der Wissensaustausch mit einer breiten und aktiven Community sowie die erhöhte Sicherheit durch zeitnahe Updates. Während insgesamt rund 90 Vorteile nannten, sehen 10 Prozent keinen Vorteil beim Einsatz von OSS.

"Open Source kann uns helfen, dem Ziel der Digitalen Souveränität näherzukommen, indem wir die Hoheit über die eingesetzte Software behalten oder zurückgewinnen", meint dazu Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst.

Zu einem Nachteil an OSS gefragt, nannten die meisten fehlende Fachkräfte, die sich mit Open Source auskennen, und rechtliche Unsicherheiten bei den Lizenzverpflichtungen (jeweils 14 Prozent). Danach folgten ein hoher Einarbeitungsaufwand, eine unklare Gewährleistungssituation und mangelnder kommerzieller Support (mit jeweils acht Prozent).

Offene Frage nach den Nachteilen von OSS

(Bild: Bitkom Research 2023)

Die hohe Fehleranfälligkeit und fehlende Zertifizierungen nannten jeweils 6 Prozent als größten Nachteil, den Umstellungsaufwand auf OSS fünf Prozent. Ebenfalls kritisch sahen je drei Prozent die ungewisse Zukunft und fehlende Schulungsangebote – fehlende Schnittstellen und "fehlende OSS-Lösungen für Anwendungsfälle" hielten je zwei Prozent für den größten Nachteil.

Während es 2019 bei 17 Prozent der Unternehmen ab 200 Angestellten (je rund 600 Befragte) niedergeschriebene Richtlinien und Regeln für den Umgang mit OSS gab, ist die Zahl im Jahr 2023 auf 32 Prozent gestiegen.

Und auch rund zwei Drittel der OSS-nutzenden Organisationen des öffentlichen Sektors gehen davon aus, dass die Bedeutung von OSS für ihre Organisation zunehmen wird. Bei den OSS-nutzenden Unternehmen sind es der Befragung zufolge knapp die Hälfte.

"Insbesondere die öffentliche Hand [...] bekennt sich zunehmend zu ihrer Verantwortung, aktiver Teil der OSS-Community zu sein, um diese weiterzuentwickeln [...]. Damit trägt OSS auch zur Stärkung der digitalen Souveränität bei, da europäische Unternehmen und Institutionen die Kontrolle über ihre digitalen Infrastrukturen behalten oder wiedererlangen wollen", schätzt Dr. Frank Termer, Bereichsleiter Software beim Bitkom, die Lage ein. Zudem ermögliche OSS "kleinen und mittleren Unternehmen den Einsatz kostengünstiger und dennoch leistungsfähiger Lösungen und stärkt damit ihre Wettbewerbsfähigkeit". Seiner Ansicht nach wird sich diese Entwicklung mit Sicherheit fortsetzen.

In Bezug auf Sicherheit gaben 40 Prozent der Unternehmen an, diese manuell, ohne Analysetools zu prüfen. Einem Drittel zufolge kommen Analysetools zum Einsatz. Ein weiteres Drittel gab an, von den kommerziellen Anbietern der genutzten OSS-Komponenten informiert zu werden.

20 Organisationen haben die Bitkom-Studie finanziert, darunter die DB Systel GmbH, die Bundesdruckerei, Dataport, Fraunhofer-Gesellschaft, Mercedes-Benz Group AG, Redhat GmbH, Siemens AG und Suse Software Solutions Germany GmbH

(mack)