Polariod-Schatz im NRW-Forum

Einen Teil der legendären Polaroid Collection können Besucher des NRW-Forums noch bis zum 5.August bestaunen. Darunter sind Werke von Andy Warhol oder Gunter Sachs.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Dorothea Hülsmeier
  • dpa

Cinema II, detail from the image: Alamogordo blues

(Bild: 1986, Polaroid Spectra, © Patrick Nagatani)

Groß war die Spannung stets in den 90 Sekunden, wenn auf einem Papier zunächst Schatten, dann Umrisse und zuletzt ein Bild erschienen. Ein Polaroid war gleich da, und es war immer einzigartig. In Zeiten von Digitalkameras und Handys umgibt das Sofortbild heute eine Aura der Nostalgie. Nicht nur Laien nutzten die Polaroidkamera für Schnappschüsse, auch große Künstler wie Andy Warhol, Robert Rauschenberg und Helmut Newton experimentierten damit.

Einen "Pola"-Schatz hob der Wiener Unternehmer Peter Coeln, als er 2010 den jahrelang in einem Museum in Lausanne praktisch unter Verschluss gehaltenen europäischen Bestand der legendären Polaroid Collection erwarb. Der amerikanische Teil wurde nach der Insolvenz von Polaroid teilweise versteigert. Die in der Schweiz lagernden 4400 Arbeiten von mehr als 800 Fotografen konnte Coeln zusammenhalten. Rund 500 Bilder aus diesem Teil der Sammlung werden bis zum 5. August im NRW-Forum in Düsseldorf gezeigt. Zuvor waren sie in Wien zu sehen und sollen weiter durch Europa touren.

ANDY SNEEZING

(Bild: © The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts Inc./ VBK, Wien 2011)

Insgesamt umfasste die Polaroid Collection rund 16.000 Fotografien aus 50 Jahren. Oliviero Toscanis berühmtes Sofortbild von Andy Warhol mit seiner Polaroidkamera ist ebenso zu sehen wie Experimente von Rauschenberg und Ideenskizzen von Helmut Newton. Herausragend sind die kunstvollen und körnerfreien Polaroids im Super-Großformat, die von einer speziellen 100 Kilo schweren Riesenkamera gemacht wurden, die ein eigens geschulter Techniker bedienen musste. Das stand zwar im Widerspruch zur Idee des Einfachen, Spontanen und Unperfekten des Polaroid. Das Ergebnis aber sind Kunstwerke von überraschender Farbintensität wie die Weimaraner-Bilder von William Wegman.

Barbara Kasten fotografierte konstruktivistische Stillleben in der Art von El Lissitzky mit der 20 × 24-Zoll-Kamera; Sandi Fellman nutzte das Großformat für gemäldehafte Nahaufnahmen von Ganzkörpertattoos japanischer Mafiosi. Auch Playboy Gunter Sachs experimentierte in den 70er Jahren mit Polaroid: Eine nackte Frau im bläulichen Licht, deren Negligé zu Staub zu werden scheint, erinnert an eine allegorische Figur des Symbolismus. Warhol lichtete berühmte Persönlichkeiten ab und nahm die Polaroids als Vorlagen für seine Bilder. Oder er fotografierte sich selbst im Spiegel, beim Schneuzen oder Grimassen schneiden.

Window, Bear Valley, California

(Bild: © The Ansel Adams Publishing Rights Trust)

In den frühen 60er Jahren begann das Unternehmen Polaroid eine spezielle Kooperation mit Künstlern und Fotografen. Polaroid stellte ihnen Filme im Tausch gegen Sofortbilder zur Verfügung. So entstand die umfangreiche, äußerst lichtempfindliche Sammlung. Die Künstler experimentierten mit den Bildern, zerkratzten die Oberfläche, drückten die Entwicklungspaste heraus, produzierten Collagen oder bemalten sie. Fotografen nutzten die Polaroidkamera für Testbilder zum Bildaufbau und zur Belichtung. Für das schnelle Foto hat man heute das Handy oder die Digitalkamera.

(ssi)