Programmiersprachen: Microsoft entwickelt C# und F# weiter und hält VB am Leben

Microsofts Strategie für die drei .NET-Sprachen sieht Neuerungen für C# und Unterstützung der F#-Community vor. Visual Basic erhält weiter sein Gnadenbrot.

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(Bild: Shutterstock)

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Zum ersten Mal seit sechs Jahren hat Microsoft einen Strategieplan für seine .NET-Programmiersprachen veröffentlicht. Die Ergebnisse dürften wenig überraschen: Der Fokus der Entwicklung liegt auf C# und auch die Multi-Paradigmen-Sprache F# soll sich weiterentwickeln. Das Urgestein Visual Basic soll stabil bleiben, aber Neuerungen sind nicht mehr geplant.

Unter den drei Sprachen ist C# der unangefochtene Platzhirsch. Auch wenn die Sprache plattformunabhängig ist, zielt sie vor allem auf die .NET-Plattform. Anders Hejlsberg, der zuvor Turbo Pascal und später TypeScript entwickelt hat, hatte C# 2001 ins Leben gerufen.

Die Strategie für C#, das im November 2022 in Version 11 erschienen ist, sieht vor, die Sprache so weiterzuentwickeln, dass sie eine "hochmoderne Programmiersprache" bleibt. Dabei ist eine enge Zusammenarbeit mit den Teams hinter den .NET-Libraries, Entwicklerwerkzeugen und Anpassung an spezifische Workloads geplant. Spracherweiterungen möchte Microsoft in den Bereichen anbringen, von denen alle oder die meisten Developer etwas haben. Dabei will das C#-Team die Rückwärtskompatiblität im Auge behalten und Breaking Changes weitgehend vermeiden.

Das ein Jahr nach C# eingeführte F# bringt funktionale Konzepte auf die .NET-Plattform. Während C# vor allem objektorientierte Sprachen wie C++ und Java als Vorbild hatte, ist F# unter anderem von Haskell, Erlang, Scala, aber auch OCaml und C# beeinflusst. Die Entwicklung erfolgt unter der Leitung der 2013 gegründeten F# Software Foundation.

Microsoft will bei der Weiterentwicklung die Community zu Beiträgen ermuntern und gleichzeitig eine führende Rolle einnehmen. Die Entwicklung der wichtigen Libraries und Entwicklungstools soll die Community vorantreiben. F# soll die Entwicklungen der .NET-Plattform mittragen. Nicht zuletzt möchte Microsoft neue Entwicklerinnen und Entwicklern für die Sprache begeistern und dafür den Einstieg in die Sprache erleichtern.

Visual Basic hat insgesamt die längste Historie und existiert bereits seit 1991. Der 2002 veröffentlichte Nachfolger des klassischen VB mit dem ursprünglichen Namen Visual Basic .NET setzt im Vergleich zum Vorgänger nicht nur auf dem .NET-Framework auf, sondern brachte auch einige neue Konzepte in die Sprache ein. Inzwischen heißt die neue Variante wieder schlicht Visual Basic.

Microsofts zeigt bei der Strategie für Visual Basic im Vergleich zu den beiden anderen Sprachen deutlich weniger Euphorie. Statt Weiterentwicklung heißt es hier Erhalten: Visual Basic soll eine "einfache Sprache mit stabilem Design bleiben". Dabei profitiere die Sprache automatisch von den Verbesserungen der .NET Runtime und der zugehörigen Libraries. Spezifische Anpassungen daran sind aber nicht vorgesehen: Microsoft will neue Syntax vermeiden und sieht nicht vor, die Sprache für neue Workloads anzupassen.

Im Vergleich zur Strategie von 2017 nimmt vor allem das Engagement für Visual Basic ab. Seinerzeit hieß es noch, dass die Sprache ein Subset der Neuerungen von C# erhalte, dabei aber auf einige Features verzichte, die aus Microsofts Sicht mehr Schaden als Nutzen brächten, weil sie die Lesbarkeit und Einfachheit verringerten.

Blickt man weitere sieben Jahre zurück, hatte Microsoft in der Strategie von 2010 noch vor, C# und Visual Basic unter dem Schlagwort Koevolution gemeinsam weiterzuentwickeln. Dabei sollten die Sprachen sich nicht einander angleichen, sondern sich in dieselbe Richtung entwickeln, damit beide gleichermaßen die Neuerungen der APIs und Programmiermodelle nutzen könnten.

Weitere Details lassen sich dem Microsoft-Blog und dem Strategiepapier entnehmen.

(rme)