Rechenzentren: Der Ausfall als Normalfall

Drei von vier Rechenzentren erleben binnen drei Jahren einen Ausfall – der meist vermeidbar gewesen wäre. In die Cloud geht man deshalb aber nicht.

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Cloud, Rechenzentrum,

(Bild: Gorodenkoff / shutterstock.com)

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Regelmäßig befragt das Uptime Institute, ein auf Rechenzentren spezialisiertes US-amerikanisches Beratungsunternehmen, mehrere hundert IT-Leiter in Organisationen, die Rechenzentren betreiben. Ein Schwerpunkt der diesjährigen Untersuchung waren Ausfälle – drei Viertel der Befragten haben in den letzten drei Jahren mindestens eine Unterbrechung im RZ-Betrieb erlebt, ein Drittel in den letzten zwölf Monaten.

Fragt man nach den Auswirkungen des schwersten Vorfalls, relativiert sich diese alarmierend hohe Zahl allerdings etwas: Über die Hälfte der Ausfälle hatten lediglich vernachlässigbare oder geringe Auswirkungen auf den Betrieb. Allerdings erlebten 20 % der Rechenzentren in den letzten drei Jahren mindestens einen schweren oder ernsthaften Ausfall, heißt es in der Auswertung der Befragung.

(Bild: Uptime Institute)

Zudem nehmen die Folgen der schweren Ausfälle zu: Lagen die Schäden des gravierendsten Vorfalls 2019 bei lediglich 38 % der Befragten über 100.000 US-Dollar, nannten in diesem Jahr schon 56 % einen Schaden über 100.000 Dollar. Da verwundert es, dass Dreiviertel der Ausfälle nach Einschätzung der Befragten vermeidbar gewesen wären. Die häufigste Ursache für gravierende Ausfälle waren – wie eh und je – Stromausfälle, gefolgt von Software- und Hardwarefehlern sowie Netzwerkproblemen.

Wenn das eigene RZ so viel Ärger macht, warum dann nicht in die Cloud umziehen? Das ist für die Befragten mehrheitlich keine Option: Auch wenn 27 % der Befragten einzelne unternehmenskritische Workloads in Public Clouds auslagern, laufen insgesamt lediglich 8 % der Workloads in der Public Cloud. 58 % der Workloads bleiben im eigenen Firmen-RZ, der Rest verteilt sich auf Colocation- und Micro-Rechenzentren, Hoster und SaaS-Anbieter.

Allerdings gehen die Teilnehmer der Studie davon aus, dass der Anteil der Workloads in der Public Cloud in den nächsten zwei Jahren um die Hälfte auf 12 % zunimmt. Parallel dazu soll der Anteil der Workloads im eigenen RZ auf 54 % sinken.

Was die Befragten vom Schritt in die Cloud abhält, ist vor allem fehlende Transparenz: RZ-Leiter wollen sehen, wie die Cloud-Anbieter Ausfallsicherheit in ihren Rechenzentren sicherstellen. 21 % würden kritische Anwendungen in die Cloud auslagern, wenn sie hier mehr Sicherheit hätten.

(Bild: Uptime Institute)

Ging die Power Usage Effectiveness (PUE), das Verhältnis der von einem Rechenzentrum insgesamt aufgenommenen Energie zur Energieaufnahme der IT-Infrastruktur, von 2007 bis 2013 noch um ein Drittel zurück, tut sich seitdem nicht mehr viel. Der durchschnittliche PUE-Wert lag 2020 bei 1,59. Moderne, große Rechenzentren erreichen laut Uptime Institute Werte von 1,2 bis 1,4.

In einer weiteren Befragung hat das Uptime Institute die Folgen der COVID-19-Pandemie untersucht. Die Ergebnisse sind wenig überraschend: Die meisten RZ-Leiter wollen ihre Rechenzentren besser auf die nächste Pandemie vorbereiten, wollen mehr in Monitoring, Remote Management sowie Automatisierung investieren und stellen sich auf mehr Heimarbeit ein. Ein ausgeprägter Trend hin zu mehr Cloud-Nutzung ließ sich nicht feststellen.

(odi)