Red Hat veröffentlicht Enterprise Linux 5.2 und Paravirt-Treiber

Bei der zweiten Überarbeitung von RHEL 5 pflegte Red Hat nicht nur neue Treiber ein, sondern aktualisierte auch die Desktop-Software deutlich. Ein bereits gestern veröffentlichter Paravit-Treiber soll ferner die Virtualisierungsperformance verbessern.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Nach einer zweimonatigen Beta-Phase hat Red Hat nun die Version 5.2 des gemeinhin RHEL abgekürzten Red Hat Enterprise Linux freigegeben. Die neue Version ist die zweite Überarbeitung des im März 2007 vorgestellten RHEL 5 und bringt genau wie andere, zumeist zwei Mal pro Jahr veröffentlichte .x-Versionen von RHEL zahlreiche Detail-Verbesserungen sowie erweiterte Hardware-Unterstützung.

Nach RHEL 5.1 gab es erneut zahlreiche Optimierungen für die nun mit Xen 3.1.2 umgesetzten und mit RHEL 5 eingeführten Virtualisierungstechniken. Insbesondere größere (NUMA-)Systeme sollen besser unterstützt werden – als Limit nennt Red Hat nun 64 CPUs oder 512 GByte Arbeitsspeicher. Neben versprochenen Verbesserungen für Performance und Stabilität soll der Xen-Kernel jetzt auch CPU-Stromspartechniken wie Cool'n'Quiet oder Enhanced Intel Speedstep (EIST) unterstützen. Hinzu kommen Verbesserungen am mittlerweile auch von einigen anderen Distributionen übernommenen Konfigurationswerkzeug virt-manager und der von ihm genutzten Infrastruktur.

Zahlreiche neue und modernisierte Treiber sollen bei RHEL 5.2 zudem die Kompatibilität mit moderner Hardware verbessern. Erstmals dabei sind etwa die Treiber bnx2x für Broadcom-10GB-Netzwerkhardware oder dm9601 für Davicoms ZT6688. Der Treiber e1000e kümmert sich ferner wie beim kürzlich vorgestellten Kernel 2.6.25 nun um PCIe-Netzwerkchips von Intel; deutlich aktualisiert wurden zudem der WLAN-Stack MAC80211 oder die WLAN-Treiber für die in aktuellen Centrino-Notebooks verbauten WLAN-Module. Auch viele andere gängigen Storage- oder Grafik-Treiber überarbeitete Red Hat; zudem sollen Hibernate und Suspend nun besser arbeiten.

Von den genannten Neuerungen abgesehen hat Red Hat die Basis-Software der Distribution und die Server-Anwendungen wie bei der Enterprise-Distributionen üblich nicht auf neuere Versionen aktualisiert – der verwendete Kernel basiert daher genau wie der Ursprünglich mit RHEL 5 ausgelieferte auf der Linux-Version 2.6.18. Bei der Desktop-Software war Red Hat hingegen mutiger und hat teilweise deutlich neuere Versionen eingepflegt. Bei OpenOffice etwa gibt es einen Sprung von 2.0 auf 2.3; Thunderbird liegt jetzt in Version 2.0 statt 1.5 bei und Evolution 2.12 ersetzt die Version 2.8. Firefox liegt sogar ähnlich wie beim kürzlich vorgestellten Fedora 9 in einer Beta der 3er-Serie bei.

Details zu den modernisierten Treibern und den zahlreichen weiteren und hier nur grob umrissenen Änderungen liefern die Ankündigung von RHEL 5.2 sowie die ausführlichen Release Notes (derzeit nur für die Beta 5.2 verfügbar). Red-Hat-Kunden mit Support-Vertrag erhalten RHEL 5.2 ab sofort über das Red Hat Network zum Download. Die Entwickler von kostenlos erhältlichen RHEL-Nachbauten wie CentOS oder Scientific Linux dürften nun damit beginnen, die Änderungen von RHEL 5.2 in ihre Distributionen einzubauen, um über kurz oder lang selbst neue Versionen zu veröffentlichen – bei RHEL 5.1 vergingen nach der Freigabe durch Red Hat dreieinhalb Wochen, bis die CentOS-Entwickler das weitgehend auf den RHEL-5.1-Quellen gestützte CentOS 5.1 veröffentlichten. Es soll wie die anderen CentOS-Distributionen vollkommen kompatibel zur jeweiligen RHEL-Version sein, die die Quellen lieferte.

Bereits einen Tag vor RHEL 5.2 hatte Red Hat Paravirt-Treibern für die RHEL-Versionen 3.9, 4.6 or 5.1 freigegeben. Sie sollen insbesondere die I/O-Performance von unter RHEL 5 mit Hardware-Virtualisierung laufenden RHEL-Gästen deutlich steigern, indem sie für I/O-Austausch mit dem Host Paravitualisierung nutzen, statt auf die bei I/O-Aufgaben derzeit recht lahmen Hardware-Virtualisierungstechniken moderner Prozessoren zurückzugreifen. Laut den von Red Hat veröffentlichten Informationen soll so insbesondere der Netzwerkdurchsatz deutlich steigern. Auf Testsystem mit modernen AMD- und Intel-CPUs erreichten die Systemgäste mit Paravirt-Treibern in Benchmarks so 85 oder 89 Prozent der Performance, die ein direkt auf der Hardware laufendes RHEL erreicht hatte. Paravirt-Treiber für andere Linux-Distributionen, BSD-Derivate oder Windows bietet Red Hat bislang nicht an. (thl)