Runderneuert: Das Midrange-Betriebssystem IBM i 7.5

IBM hat sein Midrange-Betriebssystem überholt: IBM i 7.5 integriert etwa Db2 for i und bietet die Entwicklungsumgebung Merlin und neue Sicherheitsfunktionen.

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(Bild: IBM)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Berthold Wesseler
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Ab 10. Mai wird IBM i 7.5 erhältlich sein, die erste neue Version des vormals als OS/400 bekannten Midrange-Betriebssystems seit drei Jahren. Die wichtigsten der mehreren hundert neuen Funktionen und Erweiterungen betreffen die Hochverfügbarkeitstechnik Db2 Mirror, die Optionen bei Sicherheitskonfigurationen und die Datenbank. Ebenfalls neu sind ein Modernisierungs-Framework namens Merlin, eine Mietoption sowie das Technologie-Refresh 6 für die Vorgängerversion IBM i 7.4, die Big Blue derzeit ebenso weitervermarktet wie – zunächst noch – das im April 2016 eingeführte IBM i 7.3.

Merlin, das für „Modernization Engine for Lifecycle Integration“ steht, soll sich als schlanke, browserbasierte Entwicklungsumgebung sowohl zum Erstellen neuer Anwendungen als auch zum Modernisieren bewährter RPG-Programme eignen. Mit anderen Worten: Es gibt nun vom Hersteller selbst eine Alternative zur Suite Rational Developer for i (RDi), die bei Kunden und Partnern wenig beliebt ist.

Das neue Framework entstand in Zusammenarbeit mit dem französischen Partner Arcad Software und ist mit Tools wie Git und Jenkins für DevOps-ähnliches Code-Management sowie mit einem RPG-Code-Konverter ausgestattet. Merlin läuft in einem Linux-basierten OpenShift-Container auf Power. Obwohl technisch nicht an IBM i 7.4 mit TR6 oder 7.5 gebunden, ändert sich damit die Art und Weise, wie IBM Software für die Midrange-Kunden verpackt und bereitstellt – und könnte andeuten, dass der Hersteller seine Kunden bei der Modernisierung ihrer Anwendungswelten aktiver als bisher unterstützen will.

Diese erhalten damit erstmals die Möglichkeit, Abonnements für IBM i zu erwerben – und zwar für ein bis fünf Jahre. Damit lassen sich die Kosten für das Betriebssystem als Betriebsausgabe (OpEx) anstatt als Investition (CapEx) verbuchen. Weil der Hersteller sich derzeit im Marketing vor allem um IBM-i-Umgebungen im unteren Preissegment kümmert, ist das Abonnement zunächst auf die P05-Maschinen der Einstiegsklasse mit vier Kernen beschränkt. Es soll aber in Zukunft auch auf größere Maschinen erweitert werden.

Die in das Betriebssystem integrierte Datenbank Db2 for i, das Herz der Maschine, beherrscht endlich auch boolesche Daten und Funktionen – und das sowohl von RPG aus also auch über JSON. Außerdem eignet sie sich für größere Indizes: War der Primärindex der Datenbank bisher auf 1,7 TByte begrenzt, kann sie nun 16 TByte speichern. Verbessert wurden auch das Generieren von SQL-DDL, die Verwendung der Kommandosprache CL mit SQL-Skripten, die Benutzerfreundlichkeit und die Optionen bei SQL-HTTP-Funktionen.

Der mit der Vorgängerversion 7.4 im Jahr 2019 eingeführte kontinuierliche Verfügbarkeitsdienst Db2 Mirror erhielt einen Read-Only-Modus: Kunden können nun einen der beiden Knoten in einem Db2-Mirror-Cluster in einen reinen Lese-Modus versetzen, in dem er nicht aktualisiert werden kann. Dies ist nützlich, um Business-Intelligence- oder Datenanalyse-Workloads ohne Performance-Beeinträchtigung der Transaktionsverarbeitung auszuführen. Ebenfalls neu ist die Möglichkeit, verschiedene Versionen des Betriebssystems auf einem Db2-Mirror-Cluster auszuführen.

Im Bereich Security wurde die Passwortverschlüsselung verbessert. War bisher das Maximum ein 256-Bit-SHA2-Algorithmus, gibt es jetzt einen 512-Bit-Algorithmus. Außerdem hat IBM eine neue Schnittstelle integriert, die dem Admin mitteilt, ob ein Passwort alle Vorgaben erfüllt. Hacker können zudem bei einer fehlgeschlagenen Authentifizierung nicht mehr erkennen, ob sie die UserID oder das Passwort falsch eingegeben haben.

Das Betriebssystem nutzt den auf dem Power10-Chip untergebrachten „Nest Accelerator" (NX), um die ZLIB-Komprimierung auf verschiedene Weise zu implementieren, aber vielleicht vor allem, um den ausdrücklichen Kundenwunsch nach einem modernen Komprimierungsalgorithmus für SAV/RST zu erfüllen, den Befehlen zum Speichern respektive Wiederherstellen von Dateien oder Verzeichnissen aus dem IFS auf der Maschine. Zudem bietet das aktuelle Betriebssystem nun volle Unterstützung für bis zu 48 Kerne in einer Partition – mit SMT8 sind das bis zu 384 Threads. Und wer mehr braucht, kann mithilfe des Lab-Services-Teams bis 240 Prozessoren und 1.920 Threads in einer Partition effektiv nutzen.

IBM i 7.5 nutzt die neuen Optionen der Power10-Architektur aus, beispielsweise den "Nest Accelerator" auf dem Prozessor-Chip.

(Bild: IBM)

Außerdem gibt es nun virtuelle Seriennummern. Sie sollen die Lizenzierung von Drittanbietern auf IBM i vereinfachen, da viele Anbieter die Schlüssel an die Seriennummer binden. Dies hat sich zwar bewährt, aber in den letzten Jahren gab es ein beträchtliches Wachstum beim Cloud-Computing – und damit zu einem As-a-Service-Modell auf Abobasis und weg von der unbefristeten Lizenzierung. Obwohl öffentliche Cloud-Angebote in der Regel die Option bieten, Partitionen an eine bestimmte Seriennummer zu binden, entfällt dadurch die Möglichkeit, eine Partition auf einem beliebigen Knoten zu starten – ein großes Plus der Cloud. Mit der Einführung virtueller Seriennummern auf Power9- und Power10-Systemen ab IBM i 7.2 (mit einem PTF-Enabler) werden auch Partitionen auf dem Midrange-Server viel portabler und Cloud-freundlicher.

(avr)