SAP: Keine Frage, ob unsere Kunden in die Cloud kommen – nur wann

Gegenüber Investoren betont SAP die hohen Erwartungen ans Cloud-Geschäft: Unternehmen werden früher oder später wechseln. Bei den Anwendern klingt das anders.

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(Bild: iX)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Achim Born

Die Kundenliste von Rise with SAP füllt sich: Im ersten Jahresquartal entschieden sich unter anderen BMW, Dolce & Gabbana, Henkel und NEC dem Lockruf der Walldorfer zu folgen und ihre ERP-Systeme künftig in der Cloud zu betreiben. Generell verbuchte SAP eigenen Angaben zufolge in den ersten drei Monaten des Jahres weltweit eine "starke Entwicklung bei den Cloud-Erlösen". Den Märkten in Brasilien, Deutschland und Indien wird hier ein "herausragendes Wachstum" attestiert. China, Japan, Mexiko, Niederlande, Schweiz und die USA sollen ein besonders starkes Ergebnis erzielt haben.

Und mit Grow with SAP steht ein zweites Lockangebot in petto, das insbesondere den Mittelstand vom ERP-Betrieb in Public-Cloud-Umgebungen überzeugen soll. Vor dem Hintergrund der digitalen Transformation ist es für SAPs obersten Verkäufer Scott Russell denn auch eher die Frage "wann" und nicht "ob" ein Unternehmen den Sprung in die Cloud vollzieht.

Auf Finanzanalysten mag das vorteilhaft wirken. Aus dem aktuellen Vorgehen der SAP-Anwender beim Umstieg auf S/4HANA erschließt sich dieser absolute Anspruch jedoch nicht. Im Gegenteil: Die Investitionsumfragen von Anwendervertretungen wie dem DSAG betonen beharrlich die hohe Relevanz des On-Premises-Betriebsmodells für ERP-Software. Und auch bei der aktuellen Quartalsbilanz musste das SAP-Management eingestehen, dass die Lizenzerlöse – gestützt durch einige größere Geschäftsabschlüsse – lediglich um vergleichsweise moderate dreizehn Prozent auf 276 Millionen sanken. Laut Zeitungsberichten hatten im Vorfeld Finanzanalysten zum Teil über einen Rückgang von 35 Prozent spekuliert.

Das Plus von 24 Prozent auf 3,18 Milliarden Euro bei den Cloud-Erlösen lag dagegen leicht unter ihren Erwartungen. Dass die Walldorfer im ersten Quartal die Umsatzschätzungen der Analysten übertreffen konnten, war also zuvorderst dem geschmähten On-Premises-Geschäft geschuldet.

(Bild: SAP)

Konkret erhöhte sich der Umsatz um zehn Prozent auf 7,44 Milliarden Euro. Cloud-Einnahmen sowie Lizenz- und Support-Erlöse lagen mit rund 3,2 Milliarden Euro in etwa auf einem Niveau. 716 Millionen Euro (+77 Prozent) der Cloud-Gelder steuerte S/4HANA Cloud bei. Das Geschäft mit Plattform-Services – in erster Linie die Business Technology Platform und Signavio – lieferte 483 Millionen (+47 Prozent) ab. Das Geschäft mit Infrastrukturdiensten, vornehmlich HANA Enterprise Cloud, war mit 200 Millionen (minus zwölf Prozent) beteiligt.

Insgesamt verringerte sich das Betriebsergebnis im ersten Quartal um 45 Prozent auf 803 Millionen Euro. Verantwortlich für den Einbruch waren neben den Kosten für aktienbasierte Vergütungen der anlaufenden Aufwand für Restrukturierungen sowie Rückstellungen im Zusammenhang mit regulatorischen Compliance-Angelegenheiten, sprich Strafzahlungen wegen Regelverstößen. Der Gewinn nach Steuern verschlechterte sich in Folge um neunzehn Prozent auf 509 Millionen Euro.

Aufgrund des anstehenden Verkaufs von Qualtrics an Silver Lake & Co. gab SAP einen aktualisierten Ausblick auf das gesamte Geschäftsjahr 2023 für die fortgeführten Geschäftsbereiche aus. Die erwarteten Cloud-Erlöse liegen nun währungsbereinigt in einer Spanne zwischen 14 Milliarden und 14,4 Milliarden Euro. Die Wachstumsrate wird also auf 23 bis 26 Prozent veranschlagt. Inklusive des klassischen Softwaregeschäfts soll die Einnahmen sich um sechs und acht Prozent auf eine Spanne zwischen 26,9 Milliarden und 27,4 Milliarden Euro verbessern. Beim Betriebsergebnis werden 8,6 Milliarden bis 8,9 Milliarden Euro (+8 bis +11 Prozent) in Aussicht gestellt.

Zur Hausmesse Sapphire Mitte Mai will das SAP-Management zudem seine mittelfristigen Zielsetzungen in Sachen Umsatz und Gewinn aktualisieren. Im November 2020 hatte der Softwarekonzern über 36 Milliarden Euro Gesamtumsatz, davon rund 22 Milliarden Euro Cloud-Erlöse für 2025 als Vorgabe genannt.

(fo)