SAP will lokale Datacenter weiter ausbauen

Die NSA-Affäre führt dazu, dass SAP und andere europäische Cloud-Anbieter unternehmenskritsche Anwendungen in hiesigen Datacentern hosten wollen. Man verspricht sich davon mehr Sicherheit sowie Wettbewerbsvorteile gegenüber der amerikanischen Konkurrenz.

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Von
  • Jürgen Diercks

SAP-Vorstandssprecher Jim Snabe setzt auf hiesige Datacenter.

Schon auf der diesjährigen Konferenz der deutschsprachigen SAP-Anwendervereinigung (DSAG) war Cloud-Sicherheit vor dem Hintergrund des NSA-Skandals ein großes Thema. SAP-Vorstandssprecher Jim Hagemann Snabe hatte angekündigt, dass man Geschäftsanwendungen hierzulande tätiger Unternehmen in lokalen Datacentern hosten wolle. Dann würden die hiesigen Datenschutzgesetze gelten, und man wäre besser vor Industriespionage geschützt.

Nun weitet SAP diese Initiative aus: Auch australische Firmen hatten in verschiedenen Medien Sicherheitsbedenken in Bezug auf Cloud-Applikationen geäußert. Das Walldorfer Softwarehaus prüft, ob es im fünften Kontinent ein zweites Datacenter eröffnen könne, das vor allem Konzernen sowie dem öffentlichen Sektor sichere Anwendungen zu Verfügung stellen soll.

SAP ist schon lange Marktführer im Geschäft mit sogenannter ERP-Software (Enterprise Resource Planning). Zurzeit versucht man, die bis dato recht monolithischen und direkt beim Kunden installierten Systeme in die Cloud zu verlagern. Das kann jedoch nur gelingen, wenn die Abnehmer sicher sein können, dass weder Geheimdienste noch die Konkurrenz auf krummen Wegen an geschäftskritische Informationen gelangen. Derzeit bietet SAP in Australien seine Personalplanungssoftware per Mietmodell an.

Vor allem die In-Memory-Plattform HANA, mit der es möglich ist, sehr große Datenmengen in Echtzeit für Analysezwecke zu bearbeiten, will SAP über die Cloud in den Markt drücken. SAP erhofft sich durch den Aufbau lokaler Datacenter einen Wettbewerbsvorteil über die amerikanischen Mitbewerber Oracle, Amazon und IBM, die durch die Datenweitergabe an Geheimdienste in Zwielicht geraten waren. Auch andere europäische Cloud-Anbieter setzen auf lokales, sicheres Hosting, etwa der Schweizer Anbieter Artmotion.

Der Däne Jim Hagemann Snabe legt nächstes Jahr sein Amt als Geschäftsführer nieder und wechselt voraussichtlich in den Aufsichtsrat. Ob der verbleibende Co-Chef Bill McDermott, ein Amerikaner, die sehr von europäischen Sicherheitsbedenken geleitete Strategie fortführt, bleibt abzuwarten. (jd)