SCO vs. Linux: Mit UnXis zu neuen Ufern?

Das Software-Geschäft soll an die Firma UnXis verkauft werden, während das Geschäft mit den Klagen gegen Novell, IBM, Red Hat und andere Unternehmen wegen angeblich illegal in Linux aus Unix System V übernommenen Code bei der SCO Group verbleibt.

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Von
  • Detlef Borchers

Die von der Liquidation bedrohte SCO Group, immer noch im juristischen Clinch unter anderem mit IBM um angeblich aus Unix System V nach Linux übernommenen Code und mit Novell um das Copyright an Unix, hat auf ihrer Website ein FAQ-Dokument zur geplanten Firmenübernahme veröffentlicht, mit der die Liquidation abgewendet werden soll. Danach wird das Software-Geschäft an die Firma UnXis verkauft, während das bisher nicht profitable Geschäft mit den Klagen gegen Novell, IBM, Red Hat und andere Unternehmen bei der SCO Group verbleibt. Diese soll sich mit dem Verkaufserlös sanieren und die juristischen Auseinandersetzungen fortführen.

Die Selbstauskunft zur neuen Firmenpolitik, mit der SCO im Konkursverfahren in allerletzter Minute das Blatt wenden will, enthält auch Angaben zu den neuen Investoren hinter UnXis. Da ist zum einen die Gulf Cap Partners, hinter der wiederum der bereits bekannte Investor Steven Norris steht, der seit Anfang 2008 an SCO interessiert ist. Neben seiner Investmentgruppe wird die Londoner Investmentfirma Merchant Bridge genannt, die ausweislich ihrer Website bisher vor allem in irakischen Firmen und Banken investierte. Nach Angaben der globalisierungskritischen Beobachter von Corporate Watch gehört Merchant Bridge zu den Top Ten der Unternehmen, die vom Wiederaufbau im Irak profitieren.

Mit der nun veröffentlichten Selbstauskunft versucht die SCO Group offenbar, das Vertrauen der Unternehmen zu stabilisieren, die SCO-Software wie SCO OpenServer, UnixWare oder SCO Mobile Server einsetzen. So heißt es, dass fast das gesamte Personal des technischen Supports, die Software-Entwickler und die Unix-Marketiers zu UnXis wechseln. Dort soll auf Basis der langjährigen Erfahrungen mit Unix vor allem an Virtualisierungslösungen gearbeitet werden. Kunden der neuen UnXis seien mit der Abtrennung von der SCO Group vor jeglichen Rechtsansprüchen Dritter geschützt, die sich aus dem Fortgang der juristischen Auseinandersetzung ergeben könnten. Außerdem seien bis auf "wenige Ausnahmen" UnXis-Kunden davor geschützt, von der SCO Group verklagt zu werden, unrechtmäßig SCO-Software oder Linux einzusetzen.

Ob UnXis tatsächlich den Neustart wagen kann und von den verbliebenen SCO-Kunden akzeptiert wird, ist Sache des zuständigen Konkursgerichtes. Es will am 16. und 27. Juli die Verhandlungen fortsetzen, die durch die überraschende Präsentation eines Investors geplatzt waren. Neben den bereits bei den Liquidationsverandlungen aufgetretenen Gerichtsgegnern IBM und Novell hat nun auch Red Hat als Gläubiger Einspruch eingelegt und wird den Verhandlungen beiwohnen. Zwar ruht derzeit das Verfahren zwischen Red Hat und der SCO Group, bis die Auseinandersetzung mit Novell entschieden ist, doch will Red Hat offenbar nicht untätig bleiben, wenn ein potenzieller Konkurrent wie UnXis den Markt betritt. Die Firma bietet ihren Kunden seit 2004 einen Rechtsschutz an, der sie vor Klagen durch SCO schützt. Ein ähnliches Programm hatte auch Novell aufgelegt, das vor allem im Verbund mit einem Kooperationsvertrag mit Microsoft recht erfolgreich sein soll.

Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Online-Artikel in c't-Hintergrund (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)