SCO vs. Linux: Novell spricht Klartext

In der Auseinandersetzung um die Eigentumsrechte an Unix und daraus abzuleitende Forderungen an Linux-Distributoren befindet sich die SCO Group, immer noch mit Klagen wegen angeblicher unzulässiger Codeübernahme in Linux aktiv, weiter in der Defensive.

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Von
  • Detlef Borchers

In der Auseinandersetzung um die Eigentumsrechte an Unix und daraus abzuleitende Forderungen an Linux-Distributoren befindet sich die SCO Group weiter in der Defensive. Die Firma, die sich derzeit nach Chapter 11 des amerikanischen Konkursrechtes vor Gläubigeransprüchen geschützt reorganisiert, möchte mit einer Geldspritze von nominell 100 Millionen Dollar die Prozesse fortführen die mit Novell, IBM und Red Hat um die Unix-Rechte und angeblich illegal aus Unix System V in Linux übernommenen Code ausgefochten werden. Gegen diese Form der Reorganisation haben nun Gläubiger wie auch die staatliche Konkursaufsicht ihre Einsprüche vor dem zuständigen Konkursgericht eingereicht. Besonders die Eingaben von Novell lassen nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig.

Nach den Unterlagen, die die preisgekrönte Website Groklaw in zwei unterschiedlichen Partien veröffentlichte, haben sowohl die Konkursaufsicht wie die Gläubiger schwere Bedenken. Sie reichen von der Bemerkung, dass die geldgebende Investmentfirma Steven Norris Capital Partner (SNCP) nur eine Briefkastenfirma sein könnte, bis zum offenen Zweifel am kaufmännischen Verstand der Geschäftsführung der SCO Group. Juristisch gesehen dürfte der Einwand der staatlichen Aufseher der größte Stolperstein für die SCO Group sein: Sie wollen wissen, wie groß der Anteil der Novell zustehenden Zahlungen im gesamten Reorganisationsplan ist. Der nach dem zentralen Urteil ausstehende Schadensersatz, über dessen Höhe Richter Kimball im April entscheiden sollte, wird in unterschiedlichen Schätzungen auf 30 bis 60 Millionen Dollar beziffert.

Vom Wortlaut her gesehen ist indes der Einspruch von Novell interessant. Die Firma, die nach eigenem Bekunden keinen Kontakt mit den Investoren von SNCP hat, äußert sich nachgerade sarkastisch, wenn es heißt, dass der Schuldner ein Software-Unternehmen führte, bevor er sich auf das Klagen verlegte. Dabei wird der Reorganisationsplan vernichtend beurteilt: "Unter diesen Umständen zeigt die Einreichung [des Reorganisationsplans] nicht nur keine solide unternehmerische Weitsicht, sondern zeigt generell den fehlenden Durchblick des Schuldners." Auch an dem ersten Versuch der SCO Group, mit York Capital Management einen Partner zu finden, lassen die Juristen kein gutes Haar: "Der Schuldner hat unnötigerweise Geld in einem Verfahren ausgegeben, das von seiner Anlage her von Anfang an totgeboren war und allein von der Eigensinnigkeit des Managments des Schuldners und der Gier von York Capital geprägt war."

Über die verschiedenen Einsprüche muss nun das Konkursgericht im US-Bundestaat Delaware befinden, das hierzu am 2. und 18. April tagt.

Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Online-Artikel in c't Hintergrund (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)