SEC verklagt frühere AOL-Time-Warner-Manager wegen Betruges

Die Manager sollen Werbeumsätze der Time-Warner-Tochter AOL mit sogenannten Zirkeltransaktionen um mehr als eine Milliarde US-Dollar künstlich aufgebläht haben. Ihnen drohen nun hohe Geldstrafen und Berufsverbote.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die Affäre um die Aufblähung von Online-Werbeumsätzen beim Medienkonzern Time Warner/AOL hat ein weiteres juristisches Nachspiel. Die US-Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) reichte am gestrigen Montag Klage wegen Betruges gegen acht hochrangige Ex-Manager beim United States District Court for the Southern District of New York ein. Den Betroffenen wird vorgeworfen, in den Jahren 2000 bis 2002 betrügerische Finanztransaktionen durchgeführt zu haben, um den Wert des Tochterunternehmens AOL zu steigern. Mit sogenannten Zirkeltransaktionen ("round-trip transactions") sollen sie die Werbeumsätze um mehr als eine Milliarde US-Dollar künstlich erhöht haben. Ziel der Aktionen war laut SEC die Täuschung von Analysten und Investoren.

Angeklagt werden der frühere Chief Financial Officer (CFO) von AOL Time Warner, John Michael Kelly, sowie Joseph A. Ripp, der den Finanzbereich bei AOL verantwortete. Ebenfalls vor Gericht erscheinen müssen Steven E. Rindner, Ex-Manager im Bereich "Business Affairs" bei AOL Time Warner, und Mark Wovsaniker, früher verantwortlich für die Bilanzierungspraktiken bei AOL. In der Klageschrift (PDF-Datei) fordert die SEC Unterlassung künftiger rechtswidriger Handlungen, Abschöpfung von unrechtmäßig erzielten (Kurs-)Gewinnen einschließlich Zinsen, Geldstrafen sowie mehrjährige Arbeitsverbote für die Beklagten als verantwortliche Manager in Unternehmen. Die vier Ex-Manager kündigten an, sich gegen die Vorwürfe der Securities and Exchange Commission vor Gericht wehren zu wollen.

Vier weitere Ex-Manager von AOL Time Warner, gegen die ebenfalls Betrugsvorwürfe (PDF-Datei) erhoben werden, haben unterdessen außergerichtliche Einigungen mit der SEC erzielt. So zahlt etwa der ehemalige AOL-Controller James F. MacGuidwin rund 2,4 Millionen US-Dollar (2,1 Millionen Dollar Gewinnabschöpfung und 300.000 Dollar Geldstrafe) und darf in den kommenden zehn Jahren keine leitende Funktion in Privatunternehmen bekleiden. David M. Colburn, seines Zeichens früherer Chef der Business-Affairs-Unit bei AOL, darf sieben Jahre lang keinen Manager-Posten annehmen und muss insgesamt fast 4 Millionen Dollar zahlen (3,2 Millionen Dollar Gewinnabschöpfung, 750.000 Dollar Geldstrafe). Zwei andere Manager zahlen 1 Million respektive 750.000 Dollar an die SEC. Im Gegenzug verzichtet die SEC auf Schuldeingeständnisse.

Time Warner hatte wegen der aufgeblähten Werbeumsätze beim im Jahr 2000 eingegliederten Tochterunternehmen AOL seine Bilanzen nachträglich für mehrere Fiskaljahre korrigieren müssen und eine Strafzahlung der SEC in Höhe von 300 Millionen US-Dollar akzeptiert. AOL war früher bereits wegen fehlerhafter Geschäftsberichte aufgefallen. So verhängte die SEC im Jahr 2000 eine Geldstrafe von 3,5 Millionen Dollar, weil das Unternehmen in den Geschäftsjahren 1995 und 1996 Werbungskosten, unter anderem die Kosten für das Verschicken von Disketten und CD-ROMs an potenzielle Kunden, unberechtigterweise als Aktivposten verbucht hatte. Ohne diese Falschbuchungen hätte der Online-Dienstleister damals für sechs Quartale Verluste statt Gewinne ausweisen müssen. (pmz)