Smartcor: Projekt für digitale Schlaganfall-Prävention gewinnt Telemedizinpreis

Das Projekt "Smartcor" für die Prävention von Schlaganfällen mittels Wearables belegt den ersten Platz beim Telemedizinpreis auf dem Telemedizinkongress.

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Finalisten und Gewinner des Telemedizinpreises

Finalisten des Telemedizinpreises

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Auf dem Telemedizinkongress der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin hat unter neun Finalisten das Projekt "smartcor – Digitale Schlaganfall-Prävention NRW" den ersten Platz beim Telemedizinpreis erhalten. Die App der Novadocs GmbH aus Bad Oeynhausen soll das Screening von Vorhofflimmern mit Wearables vereinfachen. Dabei zeichnet der Nutzer ein EKG mit einem als Medizinprodukt zertifizierten Gerät auf. Bei einer Smartwatch funktioniert das beispielsweise auf der Rückseite der Uhr mittels Photoplethysmographie über einen Lichtsensor. Zudem kann die Benachrichtigung über einen unregelmäßigen Herzrhythmus aktiviert werden.

Bei Bedarf lässt sich in der App über ein 1-Kanal-EKG ein sogenannter Rhythmusstreifen anfertigen und für die Auswertung versenden. Die Versendung und Bewertung der EKGs erfolgen per App, das ist auch über die Website möglich. Dann prüft der Arzt oder die Ärztin das EKG und der Nutzer erhält eine Empfehlung. Wer die App testen will, kann sie im App Store herunterladen und in Kürze auch im Play Store. Ebenfalls erforderlich ist zudem ein als Medizinprodukt zugelassenes Gerät zur EKG-Messung, wie eine Smart Watch von Apple oder die Watch Ultimate von Huawei. Es können aber auch mit anderen als Medizinprodukt zugelassenen Geräten erhobene EKGs ausgewertet werden.

Für die Zukunft ist die Gründung eines Telemedizinzentrums (TMZ) geplant. Die Patienten sollen über niedergelassene Arztpraxen an das Telemonitoring-Programm angeschlossen werden, wobei Experten in Universitätskliniken zurate gezogen werden können.

Den zweiten Platz belegt das Projekt "Optimal@NRW – optimierte Akutversorgung geriatrischer Patienten durch ein intersektorales Telemedizinisches Kooperationsnetzwerk – rund um die Uhr", das Krankenhauseinweisungen bei Senioren nach Möglichkeit verhindern will. Bei dem Projekt der Uniklinik RWTH Aachen unter der Leitung von Dr. Jörg Christian Brokmann – Leiter des Zentrums für klinische Akut- und Notfallmedizin – werden derzeit 24 Altenpflegeeinrichtungen mit einer zentralen elektronischen Patientenakte (zePA), einem Frühwarnsystem und einem digitalen Visitenwagen ausgestattet. An dem Visitenwagen sind etwa ein digitales Stethoskop oder ein Blutdruckmessgerät angebracht. Anschließend ist es dann möglich, Ärzte aus der Ferne zu den Messwerten zu konsultieren.

Sofern der kassenärztliche Notdienst nicht erreichbar ist, können Ärzte aus der Notaufnahme der Uniklinik RWTH Aachen rund um die Uhr kontaktiert werden. Auf telemedizinische Leistungen geschulte, nicht ärztliche Praxisassistenzen führen dann Anweisungen der Ärztinnen und Ärzten aus. In Arbeit ist derzeit ein "gemeinsamer digitaler Tresen" mit Rettungsdiensten der Region sowie der Arztrufzentrale NRW, niedergelassenen Ärzten und einer Zentrale der Uniklinik Aachen. Gefördert wird das vier Jahre andauernde Projekt vom Gemeinsamen Bundesausschuss mit 14.940.000 Euro. Zu Projektpartnern gehören neben verschiedenen Krankenkassen wie der Techniker und der AOK die Universitäten Bielefeld und Maastricht sowie der Rettungsdienst im Kreis Heinsberg.

Den dritten Platz erreichte das Projekt "Telespactive – Telemedizin für eine verbesserte Versorgung von Patienten mit Axial Spondylarthritis" – einer das Achsenskelett betreffenden rheumatischen Erkrankung. Ziel des Projekts der Unikliniken Erlangen und Würzburg ist es, die monatelangen Wartezeiten auf einen Arzttermin dadurch zu verkürzen, dass Patienten telemedizinisch überwacht und beurteilt werden. Der Patient oder die Patientin füllt dabei unter anderem über eine App einen elektronischen Patientenfragebogen aus und führt eigenständig regelmäßige Blutentnahmen durch, die Ärzte dann kontrollieren.

Zu den weiteren Finalisten gehören unter anderem das "Kinder Tele-Intensivnetzwerk Sachsen – KIdS", die "Telemedizinische Ambulanz für Kinder und Jugendliche Patient:innen mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Segelspalten" und "TATheN – Teleneurologische Angebote für Therapeutinnen und Therapeuten Nordostdeutschland.

(mack)