Sorge vor Sabotage: Das kleine Huawei-Bauteil, das die Regierung verunsichert

Die Bundesregierung plant ein Verbot von Komponenten von Huawei und ZTE im 5G-Netz. Laut einem Bericht ist jetzt klar, was genau verbannt werden soll.​

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(Bild: heise online/vbr)

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Die jüngste Aufregung um chinesische Telekommunikationsausrüstung bei der Bundesregierung, die zu einer umfangreichen Untersuchung sowie Verbotsankündigungen führte, wurde durch eine wenig bekannte und unscheinbare Huawei-Komponente ausgelöst. Dies will zumindest das Online-Magazin "Politico" in Erfahrung gebracht haben. Demnach handelt es sich um ein Bauteil für Mobilfunknetze, das den Stromverbrauch kontrollieren soll.

Während sich ein Großteil der Ängste vor Ausrüstern aus China im Westen auf Spionage und das Risiko des Datenabflusses konzentriert, deuteten die jüngsten deutschen Ermittlungen auf ein anderes Risiko hin: die Möglichkeit von Sabotage durch kritische Bauteile, die Telekommunikationsnetze zum Zusammenbruch bringen könnten.

Im März kündigte das Bundesinnenministerium (BMI) an, dass es alle sicherheitsrelevanten Komponenten der beiden chinesischen Hersteller Huawei und ZTE überprüfe. Die Sondierung sei eingeleitet worden, um Technologien zu identifizieren, "die es einem Staat ermöglichen könnten, politische Macht auszuüben", ließ damals ein hochrangiger Beamter aus dem Haus von Nancy Faeser (SPD) durchblicken. Die Rede war davon, dass bald bestimmte Steuerelemente der zwei Ausrüster aus dem Reich der Mitte aus deutschen 5G-Netzen verbannt werden sollten. Worum genau es ging, blieb zunächst unklar.

Laut dem Bericht von "Politico" hat die Bundesregierung Mitglieder des Digitalausschusses des Bundestages in einer geheimen Sitzung Anfang April über die laufenden Analysen informiert. Das Briefing soll laut Teilnehmern vom BMI und dem Bundesnachrichtendienst (BND) durchgeführt worden sein. Auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sei vertreten gewesen.

Die Experten sollen den Abgeordneten erklärt haben, dass die Ursache für die Ermittlungen das besagte Huawei-Bauteil für das Energiemanagement gewesen sei. Die Sicherheitsbehörden befürchteten, dass eine solche Komponente dazu verwendet werden könnte, den Telekommunikationsbetrieb zu stören. Im schlimmsten Fall sei es denkbar, dass ein entsprechender Ausfall zu einem Zusammenbruch eines Netzes führe.

Das Innenressort wollte sich gegenüber "Politico" nicht zu der Thematik äußern, da es sich um eine Verschlusssache handle. "Wir sind von keiner Behörde über ein Risiko im Zusammenhang mit einer Energiemanagement-Komponente informiert worden", erklärte ein Sprecher von Huawei Deutschland, "Cybersicherheit und der Schutz der Privatsphäre" hätten für den Konzern "höchste Priorität".

Im Rahmen der Überprüfung hat das BMI die Netzbetreiber aufgefordert, eine Liste aller chinesischen "sicherheitsrelevanten" Komponenten vorzulegen. Die Untersuchung wird voraussichtlich in den kommenden Monaten abgeschlossen. Sie könnte dazu führen, dass Netzbetreiber kritische Bauteile, die sie in den vergangenen Jahren von chinesischen Zulieferern bezogen haben, austauschen müssten. Die Betreiber warnen vor derlei drastischen Maßnahmen und drohen mit Klagen.

Das BSI startete vorigen Sommer ein Zertifizierungsprogramm für Bestandteile von 5G-Netzen. Ausrüster wie Ericsson, Huawei oder Nokia können damit prinzipiell die IT-Sicherheitseigenschaften ihrer Produkte überprüfen lassen. Neben der Zertifizierungspflicht aus dem Telekommunikationsgesetz fügte der Bundestag in das IT-Sicherheitsgesetz 2.0 eine weitere "Huawei-Klausel" ein. Diese legt die Hürde für den Ausschluss einzelner Ausrüster vom Netzausbau vergleichsweise hoch.

(vbr)