Starlink: Chinas Militär prüft Zerstörung des Satelliteninternets von SpaceX

Im Ukraine-Krieg zeigt sich aktuell auch der strategische Nutzen des Satelliteninternets Starlink. Chinas Militär hat das nicht übersehen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 384 Kommentare lesen

(Bild: CG Alex/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Chinas Militär muss in der Lage sein, das Satelliteninternet Starlink gegebenenfalls zerstören zu können, fordert ein Forscher in Diensten der Volksbefreiungsarmee. So jedenfalls zitiert die South China Morning Post eine vorübergehend öffentliche Studie aus dem Pekinger Institut für Tracking und Telekommunikation, das der Volksbefreiungsarmee untersteht. Starlink bringe Risiken und Gefahren für die Souveränität und die nationale Sicherheit Chinas mit sich, würden die Überlegungen begründet.

Gefordert würden in der Studie deswegen hauptsächlich deutlich bessere Überwachungstechniken für Satelliten im Erdorbit. Bei möglichen Konfrontationen ginge es aber nicht um einzelne Satelliten des dezentralen Netzwerks. Nötig seien günstige Maßnahmen mit hoher Effizienz, die gegen das gesamte System gerichtet werden könnten. Inzwischen sei die Studie online nicht mehr einsehbar, schreibt der ehemalige US-Diplomat David Cowhig, der sie auf seinem Blog übersetzt hat. Eine Äußerung aus China hat es zu der Studie bislang nicht gegeben. Peking hatte SpaceX, die USA und Starlink Ende des vergangenen Jahres für eine behauptete Gefährdung der eigenen Raumstation scharf kritisiert.

SpaceX baut sein Satelliteninternet Starlink seit 2019 auf. Inzwischen mehr als 2000 aktive Satelliten versorgen Zehntausende Kundinnen und Kunden in Dutzenden Staaten mit einem schnellen Internetzugang. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat der Dienst seine Leistungsfähigkeit in dem Kriegsgebiet unter Beweis gestellt und scharfe Kritik aus Russland auf sich gezogen. So gibt eine ukrainische Drohneneinheit über Starlink Informationen über die Standorte russischer Panzer weiter, gleichzeitig kommen hunderttausende Menschen damit ins Internet. Vor dem Hintergrund ist es nicht überraschend, dass in China über Maßnahmen gegen das Satellitennetzwerk diskutiert wird.

Der nie dagewesene Umfang, sowie die beispiellose Komplexität und Flexibilität von Starlink zwinge Chinas Militär dazu, neue Anti-Satelliten-Maßnahmen zu entwickeln, zitiert die South China Morning Post aus der Studie. Dabei könnte es um Angriffe gehen, die viele Satelliten gleichzeitig lahmlegen können, etwa durch Mikrowellenattacken. Anti-Satelliten-Raketen dagegen würden gefährlichen Weltraumschrott produzieren, ihr Einsatz wäre gegen die vergleichsweise günstigen Satelliten auch nicht sinnvoll. Die Autoren der Studie spekulieren der Zeitung zufolge noch darüber, dass versteckt zwischen den Starlink-Satelliten auch andere ins All gebracht werden könnten, die dem US-Militär gehören. Um solche zu entdecken, bräuchte es deutlich bessere Überwachungstechnik am Boden.

(mho)