Kostenvorteil Mensch versus KI – US-Lohnniveau vorausgesetzt

Wird KI massenhaft Jobs ersetzen? Laut einer Studie von US-Wissenschaftlern lohnt sich das bei Aufgaben visueller Art in dreiviertel der Fälle noch nicht.

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(Bild: metamorworks/Shutterstock.com)

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Menschliche Arbeit hat im Vergleich zur KI bei bestimmten Aufgaben noch deutliche Kostenvorteile, wie aus einer Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT) zusammen mit IBM hervorgeht. Das Forschungsteam hat sich dabei auf Aufgaben im Bereich der Verarbeitung visueller Informationen konzentriert und kam zu dem Ergebnis, dass nur 23 Prozent der Arbeitnehmerlöhne, die für solche Aufgaben gezahlt werden, auch für eine Automatisierung attraktiv wären. Folglich würde es sich in rund drei von vier Fällen bisher nicht rentieren, KI-Systeme mit Kameras und Sensoren statt menschlicher Sicht und Einschätzungsvermögen einzusetzen.

Für ihre Studie haben die Wissenschaftler Daten des US-Arbeitsministeriums genutzt, um 420 Aufgaben zu identifizieren und analysieren, bei denen eine Ersetzung durch bildverarbeitende KI überhaupt infrage käme. Zugleich habe man auch zu jeder Aufgabe auch je zwischen fünf und neun Arbeitnehmer befragt.

Als ein Beispiel wird die Arbeit eines Bäckers genannt. Rund sechs Prozent der Arbeit würden in der visuellen Aufgabe bestehen, die Qualität und Unverdorbenheit der Zutaten zu überprüfen. Denkbar wäre, diese Aufgabe zu separieren und mit einer auf die Erkennung verdorbener Lebensmittel trainierten KI zu ersetzen. Eine kleine Bäckerei mit fünf Bäckern könnte damit 14.000 US-Dollar pro Jahr sparen, rechnen die Forscher vor. Diese Einsparung liege deutlich unter den Kosten, die das KI-System mit sich brächte, und sei damit unwirtschaftlich.

Das Forschungsteam geht zwar auch davon aus, dass die Verdrängung von Arbeitsplätzen durch KI beträchtlich sein wird – aber eher in Form eines allmählichen Prozesses. Entsprechend gebe es daher auch Raum für politische Maßnahmen und Umschulungen, um die Auswirkungen auf die Arbeitslosigkeit zu mildern. Allerdings könnten schnell sinkende Kosten und große KI-as-a-Service-Plattformen den Prozess auch beschleunigen. Zudem wird in der Studie das US-Lohnniveau vorausgesetzt. In Ländern mit höheren Löhnen könnte der ökonomische Anreiz größer sein.

Über Systeme auf Basis von Large Language Models (LLMs) wie generative KI im Stile von ChatGPT macht die Studie aber keine Aussagen. Anders als bei der Bildverarbeitung durch KI sei hier die Datenlage zur Kostenmodellierung noch nicht ausreichend. Gerade generative KI wird von vielen Beobachtern als Bedrohung für die Jobs auch Höherqualifizierter gesehen. Dazu dürften hier hinderliche Faktoren wie große Anschaffungskosten entfallen, da die generativen Dienste meist problemlos auf einfachen Endgeräten genutzt werden können.

(axk)